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Das Tabafsfollegium in der Dorffdule. Diefer
Holsfdnitt auf Seite 361 muthet gewiff unfere Lefer gar
freundlid), fo recht deutfdj-gemiithlid) an und er riihrt aud)
von einem deutfden Riinfiler her, von Karl Sdliffer,
einemt gebornen Darmftidter, der in Paris lebt. Der Hols-
fojnitt ift nad) Sdhlaffer’s Gemilde ausgefiihrt, das fic) int
Vefige deS Kaifers Napoleon Il. befindet.
Das verrathene Geheimnif Golsidjnitt auf Seite 365)
ift von Otto Erdmann nad) feinem Gemilde gegeidnet.
Sollten unfere Lefer nidt gleid) beim erften VBetradjten der
QMluftvation ervathen haben, weldjes Geheimnif die eine der
beiden Schweftern ihrem behaglic) fdjmunjzelden Ontel ver-
rath ? — Cin Herzensgeheimnif{, das bald alle Welt wiffen
wird: fie ift Braut, eine junge gliidlidje Braut.
Ueber das Roften de3 Kaffee’. Das in den Kaffee-
bohuen enthaltene RKaffeedl gibt dem Kaffee den angenehmen
avomatifdjen Gerud), aber eS verflitdtigt fic) theifweife durd)
die Hike beim Riften de8 Kaffees. Darum ift es vor Wem
nothig, den Kaffee in einem gefdloffenen Gefife, in einer
fogenannten Trommel (und nidjt im einer offenen Pfanne) zu
voften.. Um jedod) das fic) verfliidjtigende Kaffeed! miglicft
guriidzuhatter, bringt man grifere fdjarf getrodnete Brobd-
riivfel mit dem gu roftenden Raffee in die Trommel; die
Vrodwiirfel faugen dann die Oldimpfe auf und verdidjten diefe,
weil die Vrodywiirfel weniger Heif{ werden als die Kaffeebohnen.
Das Brod wird nad) dem MRéften mit den Bohuen gemahlen
und gefodjt und bewirtt eine friiher nidt gefannte Gerbeffe-
rung deS Getrankes, Dev Brodgufay betraigt auf 3/4 Pfund
rohe Raffeebohnen 1/4 Pfund fdharf getvoduete Brodwiirfer. —
Selbftverftindlid) mufZ der fertig geriftete Kaffee in gefdjlof-
fenen Gefifen, die man miglidjft vollgefiit hat, erfalten.
Will man den gerdfteten Kaffee laingere Zeit aufbewahren und
if vor dem Verlufte feines Aromas fdjiigen, fo ift es
gut, die nod) warmen Bohuen mit Meliszuder zu beftreuen;
der Zuder umbiillt beim. Zerfliefen die Bohnen mit einer
Dede und bewahrt i}nen das Aroma. — Um den Kaffee
miglidjft ergiebig auszunugen, mug man die Vohnen
“ganz fein mablen. Berjudje haben ergeben, da man von
gang fein gemahfenen Vohuen nur hal’ fo viel brandt als
von grobgemahtenen gu einem gleid) quien Kaffee; und wenn
man das Pulver in einem MNérjer bis zur Feinheit des Mehles
gerftoft, fo braudjt man nur gwet Giinftel fo viel als von
grobgemahlenem Kaffee.
Fabrifation von neuen Kartoffeln in Paris. Die
Kartoffelfabrifanten madjen gar fein Heh{ aus ihrem Gefdaft.
Sie nennen fid) Rafistoleurs de ‘pommes de terre, faufen
die Heinften und billigiten alten Rartoffeln auf und tragen
fle nad) ber Seine, da zu der Arbeit viel Waffer nsthig ift.
Hier fcjiitten fie die Rartoffeln in Bottidje, die halb voll
Baffer find, und ftampfen mit blofen Fiifen fo lange daranf
herum, bis die Knollen nicht nur die duntle Sdale verlieren,
fondern aud) den beliebten feidenartigen Glauz neuer Rartof-
felt annehmen. Dievauf werden die Rartoffeln getrocnet, in
Papier gewicelt und als nene thener vertanft.
Lebendige Snfeften ale Damenfdmuc. Su der Um-
gegend von Veracruz in Mexifo findet fich ziemlid) haufig
ein Kifer (Pyrophorus clarus), von den Spaniern Cuenjo
genannt, der im Dunteln ein ftarkes rothgliihendes Lidjt ver-
breitet, Er wird von Sudianern gefangen, indem fie Aends eine
383°
Allerlet
glithende Kohle, die an einem Sto befeftigt ift, in der Luft
Hin und herfdwingen. Der Cucujo Halt vie Koble fitr einen
Nebenbubler und ftiirxzt int Borne darauf zu: und findet das
Grab feiner Freiheit im der Hand de8 Bndianers. ° Diefer
bringt ihn mit andern Gedfften yu Marite, wo-er-das Du-
Bend gu gwei Realen verfauft. Im Befize ber Dame oder
deren Zofe werden die Kifer in eigene fiir fie beftimmte nied-
lidhe Rifige gefperrt, mit Sdeibdjen von Buderrohy gefiittert
und siweimal tiglid) gebadet. Am Wend aber dienen fie gum
Sdmud iver Gebieterinnen. Bu diefem Btwede werden fie
in Sidden von feinftem Till geftedt und die Sudden wer-
den in Form von Rofe Langs des Keides befeftigt, Kein
Sdhmuc von Sdelfteinen iibertrifft an Pract das rothgliihende
Licht der Cucujos. — Das Vaden diefer Kifer in Waffer ift
nothwendig, damit fie fraftig Yeudjten fonnen. Der lidjtge-
bende Stoff ift alfo fein Phosphor, denn Phosphor verliert
im Waffer fein Lendhten. Was e8 aber ift — daviiber hat
man nod) feine fidere WUufllirung,
Cine Bratenfabrié befindet fic) in Goufton in Texas.
Sn einem Miefenofer werden 8 bis 10 Odjen auf einmal
gebraten oder gefodjt und dann wird da8 gebratene oder ge-
fottene Fleifd) in luftdidjten Blecjbitdfen verfdjidt.
Berlufte durd Krieg feit 16 Jahren. Sn der Krim
gingen 784,991, in Stalie 45,000, in Geleswig- Holftein
3,500, in Amerita 800,000, in Deutfdland und Bspmen
45,000, durd) ferne Expeditionen 65,000, im Ganjen 1,743,491
Menfohert gu Grunde, Der Krimfrieg foftete 8,500 Miltioner,
bev italienifde 1,500 Millionen, der amerifanifde 35,000 Mil
fionen, der in Schleswig: Holftein 180 Millionen, der in
DeutfHland und Bihmen im Fahre 1866 aber 1,650 Mile
Yionen Franken; fernere Erpeditionen 4,000 Millionen, im
Ganjen 46,930 Millionen Franken!
Cine afopifhhe Fabel, (Qu dem Holsfdjnitt auf der
legten Seite), Cine Lerde hatte Sunge in einem Kornfeld
und fie befiivdjtete, dafR da8 beinahe reife Korn eher gefdjnitten
werden midjte, als die Sungen fliigge geworden. Go oft fie
ansflog, unt Futter gu fuden, empfahl fie ihren Kleinen, auf-
gupaffen, tas fie veden hirten, und es iby wieder zu erzahlen.
MWS die WAlte fort war, fam eines Tages der Cigner des Fel-
des mit feinent Sohn und fagte: Ga, das Korn ift veif
genuig; gehe Du morgen friih gu unfern Freunden und Nadj-
baven und erfudye fie, 31 fommen und uns da8 Korn fdjueider
gu Helfer.” — Als die Lerde heim fam, Hatten die Sungen
ein grofes Gegwitfder und Gepiepfe und ergihlten der Mutter,
twas fie gehirt Hatten, umd wollten vom ihe aus dem Rorn-
feld fort gebradjt werden. ,,Pah!” fagte die alte Lerde, ,c8
hat: nod) feine Noth; wenn dev Hery des Feldes fic) auf feine
Freunde und Nadjbaren verlaft, fo bin id) fidjer, dah das
Korn morgen nod nidt gefdjnitter wird.” — Xm nidjften
Tage gab fie beim UAusfliegen diefelben Befehle. Der Herr
fam gum Kornfeld und fand feinen eingigen von feinen Freun-
det und Nadjbaren. Da fagte er gu feinem Sohne: ,,Das
Korn ift iberveif; wir fSnnen nidjt Vinger auf frenide Hilfe ©
warten und morgen frie maden wir beide uns felbft an’s”
Sdhuneiden.” — Ws die Gungen ihrer Mutter das Gehirte
erziihlten, fagte fie: , Sekt if's Beit, dafj wir fortgehen; denn
wenn eit Mann fic) vornimmt, feine Gefdaifte felbft
gu beforgen, dann ift es felten, daf} er in feinen Erwar-
tungen getiufdjt wird.” Sprad’s und gog aus mit ihren
Sungen nod) an demfelben Whend.