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ben Hohen Mther de3 Ruhmes erheben, wobet aud) feine
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Geldverhiltniffe immer mehr und mehr fic) verbefferten.
Er erfielt 1759 eine Anftellung alS Mufifdirector bei
der Kapelle des Grafen Morzin mit einem jahrliden
Gehalte von 200 Gulden, freier Wohnung und Koft
an dev Officiantentafel. Dod) frjon am 19. Mir3.1760
trat ev in die Dienfte de3 reidhen, funftliebenden. Siirjten
Nifolaus Yofeph Ehterhagy alZ Kapellmeifter
nit 400 Gulden Gehalt, welder fpater auf 700 und
dann auf 1000 Gulden erhdht wurde, gugleic) mit dem
Genuffe freier Wohnung und anderer Emolumente. Diefen
Poften bekleidete Haydn dveifig Jahre Hindurd bis gum
Kode des Fiirften (28. Sept. 1790). Im Teftamente
hatte der Glirft Mifolaus Yofeph den Tondicjter
edel bedadjt; fiir deffen dreifig(igrigen Dienfteifer febte
er ihm eine Sahrespenfion von 1000 Gulden aus, welde
Girt Paul Unton, der Sohn de3 Verftorbenen, durd)
eine Icbenslinglide Bulage von 400 Gulden vermehrte.
Haydn mufte den Titel ,, Fiirftlid Efterhazyfmer
RKapellmeifter” fiihren, aber man verlangte feine
~Dienfte bon ihm. Bn diefe Beit fallen feine Reijen nad
London und die Triumphe dort; aud) fejrieh er von
1760—1790 den griften Theil jener Werke, die feinen
Namen in und auger Europa fo beriihmt madten, ohne
dafy er e3 in feiner Befdheidenheit afnte.
+ Rad deS Fiirfter Paul Anton Tode benadridtigte
deffen Sohn Nifolaus pon Neapel ans den Compo-
nijten, dev fic) eben in London befand, dah er (der -
— Biixft) feine. Kapelle wieder einridjter wolle und ihn
(Haydn) gu feinem Kapellmeifter mit einem Gehalte von
2300 Gulden (die Penfion mitgeredjnet) nebft anderen
Besziigen ernenne, Der Flirt lie dem Miinftler die
griftmiglihfte GFreiheif und Haydn wurde nun in fei
nem fiinftlerifen Schaffen durd)-feinen neuen Dienft nicht
im mindejten beirrt. Die angefehenften Perfonen, felbft
Maria Therefia, Kaifer Yofeph, Fiirften und.Grafen, die
Hervorragendjten Dichter und Compofitenre, 3. B. Mo=
gart, waren mit Hodadjtung, Bewunderung und Liebe
fiir Haydn, fiir den Heroen dev Tonfunft, erfiillt, Die
Ufademie der Wiffenfajaften und Siinfte ernannte ihn
am 5, Gept. 1798 3u ihrem Mitgliede; eben fo jene
gu Umfterdam im Jahre 1801 am 4. Mai; da8 Pa-
rijer Institut national des sciences et arts (8 Nivose
. an 'X) und bag Conservatoire de Musique eben dafelbjt
(am 7, Messidor an XIII). Die vereinten Miinfiler der
‘gtofen Oper in Paris ehrten ihn 1801 nad) dev erften
Muffiihrung der, Sdhipfung” durd) liberfendung einer
igoldenen Medaille u. f. 1.3 ferner die Peters-
: burger philharmonifdje Gefellidhaft im Jahre 1808 durd)
Seine gleide Wuszeidnung. Der Wiener Magiftrat ver=
' Yieh Haydn in Mnerfennung deffen unentgeltlic) fiir die
« Armen gegebenen Concerte, wobei grofe Gummen cingin-
' gen, fdjon am 10. Mai 1803 die zwHlffadje goldene
) Biirgermedaille und fiigte im folgenden Jahre am 1. April
: 1804 durd)-die BVerleihung des Chrenbiirger-Diploms
{eine nete verdiente Uuszeidjnung Hingu. Bedod) alle
+ Diefe Ausscidhnungen Viefen «8 Haydn, den Compofi-
+ teur der Bfterreidifdjen VolfEshymne, nidjt gang verfdymer-
- gen, dag er von Seite des Staate3, insbejonders als
> der Leopold-Orden geftiftet worden, unbelohnt ausging.
\ Der Tod eines Bruders Midael (am 10, Auguit
: 1806) exfdjiitterte feine Gefundgeit vollends, die fdjon
fithrung gebradten , Sahreszeiten” iiberfiel. Cr
hatte, nur mit Mufif lebenslang befdjaftigt, feine fen-
fitiven “Merven zu fehr itberreigt und das nimmt bei
Allen feinen guten Wusgang. .
Am 27, Marz 1808 fand im Univerfititsfaale in
Wien die Nuffiifrung der ,Schipfung” ihm zu Chren
ftatt, wobei die Hichiten Mutorititen der Runft und der
Wiffenfhaft gugegen waren. Haydn wurde in einer
Ganjte in den Saal getragen und mufte, um fid) nidt
gu erfilten, den Hut auf dem Kopfe behalten, twahrend
die ganze Verfammiung enthldpten Hauptes war. Nach=
dem Huldigungsgedidjte von Carpani und Collin
porgetragen waren, begann die ,Sdspfung.” Cin Sturm
von Beifall durdjwogte den Gaal. Haydn brad in
TXhrainen, der Miihrung aus, neigte fic) danfend gegen
das Publifum, verneinte mit dem ehriviirdigen Haupte
und 3eigte mit der erhobenen Recjten nad) Oben hin,
alg wollte er fagen: Nicht mir, fondern dem Herrn ge-
biihrt die Chre. Sdjon nad) der erften Whtheilung mugte
er aus dem Saale nad) Haufe gebradt werden; die
Upotheofe griff ihn gu fehr an.
Nur furze Beit nod) lebte Haydn nach diejer Geier.
WE am 10. Mai 1809 die Franjzofen vor die Maria=
Hilfer Linie von Sdinbrunn her riicten, erjdjredtenr ihn,
alg er friih aufftand und angefleidet wurde, vier Rano-
nenfdjiiffe, welde Genfter und Xhiiren feiner Wohnung
erfdjiitterten, fo fehr, dafs er gufammenbracd und in ein
conbulfivifaes Bittern verfiel, Bon dicfer Stunde an
widen feine Rrafte zufehends. Wnt 26. Mai fpielte er
nod fein VieblingSlied, die , Volfshymne“, dreimal hinter-
einander mit einem Wusdructe, iiber den er fic) felbjt
wunderte. Mod) am Wbende desfelben Tages verfdjlim-
merte fic) fein Buftand bedeutend, er verfiel nad) und
nad) in eine gingliche Entfraftung und fdpmerzlofe Bee’
tiubung. Wm 31. Mai Morgens um 1 Uhr gab er
nod) einige Zeiden von Bewuftfein und Empfindung
bon fid) und nad) wenigen Minuten entfdjlief ev fanft
und rubig. Seine fdjine Seele felhrte Heim in dad Reid
der eigen Harmonie, deren Holher Priefter er auf Erden
war, Bon ihm galt fo recht das Spridwort: wie gee
febt, fo geftorben. Gr liegt in Cifenftadt begraben.
Haydn war einmal, aber ungliidlid) verheirathet.
Von gwei Tidjtern des Frifeurs Keller in Wien, von
Dem er in feiner drmeren friihere Lage Wobhlthaten gee
noffen, Yiebte er die dltere, die jedod) Nonne wurde.
Aus Dantbarkeit fiir die im Kellerifdjen Hauje empfane
gene Wohlthaten lie er fic) die jiingere aufoctroiven
und gewann mit ihe ein verfdwenderifaes, zantjichtiges,
hdfes Weib, weldhes ihm fein Leben einundvierzig Jahre
Hhindurd) verbitterte; fie ftarb 3u Baden bei Wien im
Sommer 1800. Mur eine fo fchine Kinderfeele, cin fo
tief religidfes Gemiith, wie das Haydn’s, ertrug ein fo
bittereS Loos mit Ergebung in den Willen Gottes; er
blieb ftetS Heiter und componirte fleifig. .
Seine Kinderfeele zcigte fic) vorziiglid) in Eifenftadt.
Wenn ex dort auf der Gaffe ging und die Kinder ihn
gewahrten, riefen fie: ,Bater Haydn fommt, Vater
Haydn fommt!“ Da ftand er bald in ihrer Mitte,
Leckerbiffen und Nafdjereien, mit denen er feine Gide
voll hatte, unter fie verthetfend. Er war felbjt tinder-
{o8, Yiebte aber die Kinder leidenfdjaftlid’ — und dicje
ifn wiederum. .
feit cinem Ropfficber fcjwantte, daz ihn im Sabre 1801
nad den am 24, und 27. April und 1, Mat zur Muse
Bon allen Biographen wird er al8 cin von Natur”
aus Jeitever und gum Sdherze geneigter Mann gefdildert.