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pergleidjen, fo mufs id), weldjer id) die Ehre Hatte, rth
_ rend einiger Stunden der Gouverneur de3 Louvre gu fein,
awar geftehen, dab id) wahrend der ganze Dauer meines
Gouvernement3 gefdlafen Habe, in meiner Cigenfdaft als
Clafjijdh gebildeter Mann aber braudje id) itber meinen
SelaF midht zu errdthen; denn id) fom fiir mic) die
exfte aller didhterijdjen YWutoritdten anrufen: det grofe
Homer felbft, ijt ex nicht einige Mal eingefejlafen?
Quandoque bonus dormitat Homerus,
Rag alledem, m. H., rwiirde ish ohne grofen Kume
met einen halben Tag in der Belle gubringen, rwohin
Sie diejenigen Mitbiirger abcommandiven, weldje fehuldig
find, einen Dienft midjt mit dem ndthigen Ernjte ver=
jefer gu haben, bei dem wir alle cine traurige Rolle
fpielen, felbft dann, wenn wir uns gat nights 3u Sdjulden
fommen lafjen. Wenn man einen Homer als Lcidensge=
falrten Hat, ift dag Gefangnifs nidt mefr unertraglic,
und judem ift aud) vom literarijdjen Standpuntte anz
cine Furze Buriictgezogenbeit ,,hinter’m Gitter” nicht ohne
MNugen. Wenn ich auf Freifpredung antrage — und Ddiefe
erhoffe ich beftimmt — fo gefdicht 8 night fo fer um
meiner Perjon, alZ um der Pringipien wile, roeldje
eben dabin Lauter, dab man das Redt habe, Salat
gu haben und frant 3u fein, aud unter der
wollenen Epaulette.”
Mittlerweile Hat fid) das Publifumr wieder cingefune
den; wihrend das Ridtercollegium gue Berathung abtritt,
jtiirst 08 auf Ledru gu, und begliichoiinfajt in gu fener
geiftvollen Bertheidigung.
Nach einer Halben Stunde Berathung tritt der Gee
ridhtahof wieder in den Gaal und verurtheilt den Wnge=
Hagten gu vicrundswanzig Stunden Gefangnifs.
Derjelbe Hirt das Urtheif mit der gripten Faljung
an, ex murmelt nur: Mein Gewijfen fpricht mid) frei;
id) Habe cin fdjwieriges Problem glidlid) gclbat.”
Alflerfet
Honig Sohann ohne Land. (Zu dem Bild auf S. 720.)
Sagt, was mir gum Konig feblt!
Ales, was ben Kinig ebrt,
Pie's der Lehrer und ergablt,
Sift eB nidt aud) mir befdeert?
Hier be Weidenfiammes Neft
St mein Thron, fo hoc) und brett,
Drauf fic) pradtig ruben lapt,
Lugen in bie Welt fo weit.
Seht der Kithe bunte Sdaar:
Alle find mir unterthan!
Und id liebe fie fiirwahr,
Bie ein Konig lieben fann.
Solltet [chauen, wie fie {dhnell
Kommen, wenn mein Ruf erflingt,
Mie fie traben, wenn fic) Hell
SdHallend diefes Scepter [Awingt.
St mein Reid, bie Wiefe dort
Bis gum Hliibhen hin, aud fein, -
Sagt; tann finer wohl ein Ort
Unter Gottes Himmel fein?
Wie fo frifh be} Grafes Griin!
Rie’s im Gonnenlidte gliiht!
Rie die Bliimlein lieblich Hluih'n!
Wie bas Liiftchen fpielt im Ried!
Unb ber VSglein munt’rer Krets
Sdwirrt umber fo lieb und traut,
Singet Liedleit Gott gum Preis,
Mir zur Luft, fo fig und Laut,
Unb ih ftimme lraftig ein,
Sit mir bod) fo wonnig bier —
Sollt’ ih nidt ein Konig fein?
Sagt, was fehlt gum Kinig mir?
3. Bhaefer.
Mnfere Bilder. Bu den belicbteften VolkSfeften, weldje
Venedig aus den lebensfrohen, prunferfiillten Beiter der Re-
publif heritbergerettet hat, gehirt da8 Redentore- (Erldfer-)
eft Dasfelbe wird alljahrlich gegen Ende Gult gefeiert, gur
Crinnerung an die grofe Peft vom Jahre 1575, weldje 40,000
Menfden — uw. W. auch den O9-jahrigen Maler Tigian — hin-
twegraffte. Nad) dem Crldfdjen der Sendhe wurde die Erldfer-
firdje auf der Gindecca erbant und beftimmt, daB fiir ewige
Beiten jedes Gahr eine feierlidje Prozeffion dorthin abgehalten
werbde. Trob der Hunderte vor Fahnen, Teppidjen, VBildern,
Gobelins und Viumengewinden, mit weldjen fic) Heute die
ganze Lagunenftadt faymitct, fehen rir nur nod) einen matten
Abglang der fritheren Pract. Damals ging an der Spite des
Buges mit grofent Geleit der Doge, gehiillt im einen Mantel
von Goldftoff, daritber den Hermelin, auf dem Kopf dte Horn-
mite von rothem Gammet, funfelnd von Cdelfteinen. Bier
Hausbeamte trugen feine lange Sdjfeppe, ein Mobile das
Swert. Dem Dogen folgte die lange glangende Reihe der
Senatoren und Nobili. Heute erdffuet der Patviard) den Bug,
Legleitet von der gefammten Geiftlidfett mit Kreuzer, Sabhnen,
Bilder und brennenden Kerzem; ihnen nad) die bunten Sdjaa-
rent deS Bolles mit allen Whzciden der verfdjiedenen Gewerbe.
Qn feierlider Langfamteit bewegt ftd) die Progeffion um den
Marlusplaty iiber die Piazzetta und auf der Sdjifforiide hin zur
Giudecca nad if Medentoré, wo alsdann das Hodjamt celebrirt
wird. Nach dem Gottesdienfte beginnt das Gewoge de$ Volts.
feftes auf dem breiten Quai, deffem gaftlide Buder und Belte
die Menge bis gum Cinbrudje der RNadht feffeln. Unfer Hols.
fdjnitt auf S. 696 wu: 697 geigt eine der frofhen Fefigruppen.
wie fie wieder dent heimatlidjen Dorfe guftenert.— Des Hofs
UAllmadtiger (S. 713) verfest uns in das Hofleben de3 16.
Jahrhunderts, Mit einer gerwiffen Gronie find die gucerfitfen,
Inidfenden Sdhrangzen Behandelt, von denen Einer eS dem Ane
dern guvorthun will in Hoflidjfeitserweifen gegem den verkritps
pelten Giinfiling de8 Konigd; der Hund deS letsterm fcjeint
etwas von der fteifen Grandesza feines Herrn geerbt gu haben. -
Bunt finfhunderfjagrigen Subitium des Wemer
BWinfters (30. Juni 1877) dlirfte e3 nidjt uninterefjant fein,
den fcflicjten Bericht einer Handfehriftlidjen Chronif itber
deffen Ban gu reproduciven (vergleidje ,Hiftor.-pol. Blatter”
1853 Bd. 32. S, 99 bis 105). Die Heine, ftolze Reidjs+
und HandelSfiadt Win hatte bei der erften Verkiindiguig des
Planes zu dem gewaltigen Gotteshaushau ausdritdlid) fefts
gejegt, dah derfelbe Lediglic) ans eigenen Mitteln der Stadt
und iver Ginwohner, ole jeglidje fremde Beihilfe, gu
Stande fomment folle. Und ba§ fie getreulid) Wort gehalten,
geigt die folgende Sdilderung, die gugleid) anmuthige Detaile