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Theilnahme der Glaubigen an dicfer guten Werke ge=
regelt. WS Bebdingung galt, dag Seder guvor feine
Siinden reumiithig beidte und Buge thue; auc) mufte
er hriftlide Liebe fiir alle mitwirfenden Briider und
Demiithigen Gehorjam den der Leitung de3 Bane’ vor-
Gefesten Prieftern geloben. Wer Veleidigungen nicht wil-
lig verzielh) oder Ungelhorjam bewieS, wurde al3 untiir=
Diges Glied aus der Gemeinfdjaft ausgejdloffen. Die
TageSarbeit begann mit frommen Uebungen, und Nadhts
beleudhteten Fackeln die umbergeftellten Wagen der frei-
willigen Bauleute, vom denen zu bejtimmten Stunden
geiftliche Gejdnge ertinten. Ob auch foldje jromme Bei-
Hilfe die Vollendung unferer rheinijdjen Dome forderte,
ijt gwar nicht nadber begeugt; inde& quiff aud) Hier dev
_ Opferfinn gewif nachhaltig cin. Wie fparjam man and
war, die Ramen von frommen Stiftern durd) Infejriften
gu berewigen, fo finden wir dod) am Mainjzer Dom
det Namen eines Wohlthaters Emido aus dem Patri-
giergefdiledite Bum Zahn”. an dem Portal der aus
dem 13. Sahrhundert ffammenden Memories in Worms
iit meben dem Namen eines Meifters Otto offenbar als
Woklthater der Miingzer Wdelpraht erwahnt, nady unferen’
Beqriffen ein groBer Geldmann, der zugleid) ein Chren-
amt am bijcifficjen Hofe betleidete. Neben Sdjenfungen
an Tiegenden Giitern wurden von den Glaubigen Opfer
an Geld fiir die Rivdjenbauten dargebradjt, und um_ den
Cifer im Geben zu ermuntern, verlichen die firdliden
Oberen Wblafjfe an Diejenige, welde Wlmojen fiir den
Barn fpendeter. Der Wblafy vow geitlidjen Siindenjtrafen
ward damit feineswegs fiuflic), fonder jebte die buf-
fertige Gefinnung bet dem Geber voraus; die geiftlidje
Gnade war der Loh, welder die Rirdje fiir das in
reiner Wbfidht gejpendete Baualmojen den Glaubigen gue
wendete. Go verlieh CErzbijchof Sigfrid I. im Babre-
1233 einen blah aller Denjenigen, welde zur Forde=
rung de3 Dombaues in Maing beitrugen, um die BVoll-
endung de3 Weftdhores gu befdjleunigen. CEbenfo wurden
dfter mit Bewilliguyg der geiftlide Oberen einzelne
Kirhenimter eine Beitlang nicht befeht umd deren Cine
Hinfte Dem Bau iiberiefen. Haufig opferten Gutthater
die derfdjiedenften Werthgegenftdinde aus ihrem Befib zur
Beftecitung dev Bautojten; da das Geld verhaltnipmapig
jelten war, fo gab man, was man eben fonjt hatte,
Koftbackeiter an Gold und Silber und edlem Geftein,
werthvolle Reider von Seide und Xu, Riiftung und
BWaffer. Diefe Gegenftinde wurden dann, und an man-
chen Orten Hffentlicy, gum Nuben der Baufalfe verfauft—
Langfam vielleidht, aber gewaltig und wie fiir die
Crwigtit gebaut, fliegen fo die Dome empor. Dak das
gedeiflidje Fortfdreiten de3 Baned in Gottes Hand ftehe,
wat einem gliubigen Gejdjledjte gewif, ftirende Bwijden-
unjtocin, Runfimileh und nun aud) — Runfts
butter! Was nicht Wiles nod) gemacht ‘wird,
um die Welt gu tdujdjen! magen fic) da mande
. der geefrten Lefer und Leferinnen gedacht haben,
al3 auch die fogenannte ,,Runjtbutter” oder , Wiener Spare
butter” auftrat, und wie maigen fie fic) exft entriijtet und
Qleidh;citig wieder gefreut Haber, alS von den zablreidjen
Befdlagnahmen derfelber auf den Méarkten ~ verlautete!
falle fried man. aber eben darum aud) dem bdjen Feinde
gu. Un viele grope Kirdjenbauten fniipfen fid) darum
aud) alle miglide eufelsfagen. 3 in Maing unter
Kardinal Konrad von Wittelsbad fury vor dem Jahre
1200 ein furdjtbaver Weftjturm das Gebiilfe de3 eben
im Bau begriffenen BVierungsthurme3 mit unglaublider
Gewalt herabjtiirjte, fo dafy Ciden= und Tannenftémme
von einer Sdjwere, wie fie an den Reltern benust waren,
is in den Rhein gejchleudert wurden, bemerfte der Chro-
nijt Ohriftian, dev das CEreignifs felber mit erlebt hatte,
dab man vielfad) glaubte, nicht der Sturm, fondern der
Keufel Habe das gethan, und gewif fei 3 cin neues
Strafgeridht Gottes ither die Stadt gewefer, die ihren
Erzbifdhof Arnold 1159 ermordct hatte.
Die Vollendung und Weihe unferer Dome war da-
rum aud) cin Freudenfejt, an dem PFiirfter und Volf
dent Iebendigfter Untheit nahmen. Bn Mainz ward frei-
Yh die erjte Cinweihung de3 Domes unter Erzbijsjof
Willigis. zu einem SahrectenS= und Xrauertage: der Dom
brannte in Dderjelben Macht vom 29. auf den 80. Mug.
nieder. Der folgenden Weihe (10. Movember 1036)
wobhnte jedod) Raijer Konrad U., feine Gemahlin Gijela,
fein Goh Konig Heinrich I, und defen Gemablin
Kunigundé nebft fiebenzehn Bifdafen an. Bei der Weihe
deS grofen Weftdyores (4. Juli 1239) waren Konig
Konrad und alle dem erzbijhsfliden Stuhfe von Main;
untergeordneten Bijfdhofe, dem von Hildesheim ansge-
nommen,-antocfend. Qn Speyer hatte Kaijer Konrad 1.
von einem glangenden Gefolge umgeben im Sahre 1030
feierlich den Grundftein gum Dombau gelegt; allein ex
erlebte die Vollendung feines Werkes nidjt. Jn Worms
Eniipjten fic) an die wiederholte Weihe de3 Domes here-
like Gefte: 1016 erfolgte die. Conjecration de3 erjtert
Baues in Gegenwart Raifers Heinrid) JI. de3 Heiligen;
ciner abermaligen Weihe, vermuthlid) nach einer Erwei-
terung dc3 Baues, wokhnte Kaijer Heinvic) V. mit vielen
Grofen de3 Reihes an, und eine dritte Weihe fand
unter dec Kheilnahme RKaifer Friedrid) Barbarojfa’s und
feiner Gemablin Beatrig 1181 ftatt.
So vereinigten fic) alle Stinde zum Bar unferer cht
-twiirdigen Dome; 3u ihrer Bollendung trugen gleidher Weile
alle Riinfte bei und fanden ihre erhabenfte Aufgabe in dev
Betheiligung an dicfem Werke. Unfere Dome begeidjner
die Hochfte Lciftung der Bautunft int Mittelalter; i
ibnen gipfelt riefiger Unternehmungggeift und volfendele
Stunjt. Gie find darum recht eigentlid) dag Symbol einer
Beit, weldhe den Glauben als das Hadhfte Gut fehiste
und in der Rirde Chrifti in ungetrennter Ginheit vet
bunden war. Nod) ftefen unfere rheinijdjen Dome. Midte
die Beit wicberfehren, wo fie dem deulfdjen Bolfe en
gemeinfames Heiligthum find!
- Bas IE vow der fogenanrter Santbutter sur fatten?
Wir glauben jedoch dicfe Sdadenfreude cin wenig 3!
dimpfer, wenn wir und niher mit dee Bereitung diele?
Kunjtproduttes befdhaftigen, oe
Die Kunftbutter ijt ein Erzeugnifg newerer, ja mat fart
fagen, neucjter Zeit, Die erjte Anregung gu ihrer Baore
fation haben wir Napoleon II. gu verdanfen, “det bet
all feinen Feflern flet3 bejtrest war, die Produftion de?
Landes gu heben, “und Lefonder3 der Serftellung illiges