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infpigitt Habe. Da flieg die Frdhlidfeit bis gur Wus-
gelaffenbeit. Meifter Groot ftopfte das Eleine Hilzerne
Pfeifdjen, das er in der Hand hatte, und ftieg wieder
hinab in die Baditube.
Slag neun Uhr erfdhienen drei ftdimmige, hod) auf-
gefdhofiene junge Leute, angethan mit ihren beften Ricfen
und mit bi8 Tiber die Obhren gehenden BVatermirdern.
Der Cine war ein Bruder pon RsSsdhen Holfter und
f@rieb auf bem Rathhaufe; der Andere ein Bruder der
beiden Fraulein Opper und zum Mobelfdreiner beftimmt;
und der Drittey’ ein Bruder von Kathdjen Niet, war
Lehrer an einer Elementarfdule. Der Zwed ihres Kom
men8 war fein anderer, al ihre Schwejtern und Mlle,
die ihrem Sdhube fic) anvertrauen wollten, abjuholen
und nad) Haufe zu bringen. — Die Gefellfdjaft trennte fic.
(Sdlug folgt.)
Allerlet
Der Wemi-See int Albanergebirge. (Qu dem Bilde
auf Seite 329). Gfeid) dem Sabinergebirge bietet da8 AT-
banergebirge bem Wanderer eine muunterbrodjene Rette ent-
slidender Landfdjaften, gleid) fdjin in Linie, Form und Farbe,
die durd) den pradjtvollen Wudhs der Baume, dur) die hod)
auf Felfer und an Abhingen gelegenen Stadte, Dorfer und
Burgen einen unvergleidlidjen Meiz erhalten, Wud) die Ve-
wohner diefer Gebirge geidjnen fid) durd) Sdjinheit der Ge-
ftalt, durd) edfe Haltung und Vewegung, durd) Form, Farbe
und. Uusdrud des Gefidts, durd) malevifde Xradjt und gei-
flige Frifdje vortheilhaft ans.
Giner der Hauptmittelpuntte der Landfdaftlidjen Sdjin-
heiten de8 Whanergebirges ift der Nemi-See, im Wlterthum
Lacus nemorensis. Der Gee fiillt einen alten vulfanifdjen
Krater, hat faft eine deutfdje Meile im Umfreis und ift rings
von Peperingeftein eingefaft. Wn feinen Uferm ftand ehemals
ein Tempel der Diana, defen Unterbau nod) jetst bet der
Miifle von:Memi zu fehen ift und in deffen Xriimmern die
berithmte Statue der Gittin mit der Hindin gefunden ward,
die gegenwartig die Parifer Gammfungen ziert, Mody jevt
fiihrt der wundervolle See den Namen ,,Spiegel der Diana”.
Die Sage erzihit, Oreftes habe, nadjdem er den Thoas er-
morbdet, das in Tauris verehrte Bild der Gottin nebft dem
Cultus derfelben Hierher gebradjt. Priefter fonnte dajelbft nur
ein Sllave werden, der vorher einen andern im Bweifampfe
getddtet hatte. Diefer Cultus beftand nod) gu De. Aurel’s
Belten.
Um die Ufer de8 See's vor Uberfdjwemmung yu bewahren,
legten die Romer einen fiinfiliden Abflufi an, defer Musgang
nod) bei Avicia fidjtbar ijt. Auf dem Grunde de8 Gee's hat
man die Triimmer eines 140 Fuf langen Pradhtfdiffes ent-
dedt, deffen Oberbau angeblic) auf Marmorfiulen ruben foll,
Sm Yahre 1535 madjte man den Verfud, das Wrack zu
heben, erbielt aber nur eingelne Stiide desfelben, darunter
cine Bleirdhre mit einer Qnfdjrift, nad) welder man da8
Sif dem RKaifer Tiberius gufdhreibt, Mod) jet Holen die
Hijdher guwveilen Splitter davon herauf, um fie den Mavititen-
fammilern thener gu verfanfen.
Durd) die Erlen und Bude, an deren Wurzeln die Wel-
fen de8 See's fajlagen, durd) Hecen von Hartriegel und See
laugerjelicber fiihrt der Weg die {ajroffen Felfen hinauf, auf
denen bas Dorf Nemi, das alte Massa Nemus ober Castrum
nemoris mit feinem mittelalterlidjen Gdjloffe thront. Das-
felbe war im DMittelalter abwedjfelnd im Befiy der Frangi-
pani, Orfini, Colonna, Piccolomini, Cenci, Brasdi und
der Papfte und gehirt jeyt dem Fiirflen Mofpighiosi. Bon
dem rundent, ephenumrantten Thurme des vor den Cofonna
erbauten Schloffes hat mar, wie itberhaupt ringsum von den
Hohen Ufern des See's, eine entziidende Ausfidjt weit iter
bie Campagna bis nad) der Miindung dex Tiber und nad
dem Borgebirge der Circe, oftwirts aber im die bewaldeten
Hohen des Wlhanergebirges,
Die Eide und das Ephert.
Bie ragt in reider Waldespradt,
So ftolz empor die Micfeneidje!
Wie recen fic) die miidjt'gen Bweige
So weit, fo ftarf, fo fdjiigend aus!
Und fieh’, wie nah’ beim grofen Stamm
Sid) Mein und fchwad) das Epheu ringet;
Wie’s Langfant nur durdy’s Gras fic) fdhlingets
Kann Heben nidt fic) aus dem Stanb,
Go vingt das arme Pflansden fort,
Bis eB den Stamm der Cidhe findets
Nun froh und frijd) darunt fic) windet
Und durd Umfdhlingung feft fic Halt.
Und hoher immer hiher fieht
Man nun das Epheu fic) erheben;
Verjiingt ift es gu nenem Leben,
Seit an der Starken e8 fic) ftiigt,
So ift’s allein der fefte Stamm,
Der fAivmt und labt die fcjwadje Manke, —
Dod) fieh’, wie fie in gartemt Danke
Die Cidhe fhmiidt mit Smmergriin,
O fHoner, madjt'ger Guadenhain,
Der in dev Kirche fid) entfaltet!
Gleidh Cichen, ftark! und grof geftaltet,
Sich edler Manner Geift erhebt;
Und Mander, der, gar arm und fdjwadh,
Das Herz dent Staube faum entwwindet,
Urpliplich Kraft und Stiivte findet,
Trifft er den Wrm des Cdlen an,
An diefe Seele, hehr und feft
Gr tren bas fdywadhe Herz dann leget,
Und von dem Starken gern gepfleget,
BWird grok und ftarf und fret aud) er.
Wohl fiihlt. ber Starke fort und fort
Das Kind, fo gelhrt an feinem Herzen;
Dod) liebend will ev’s gern verfdjmergens
Das Sdhmerzenstind ift Hergenstind.
Dod) wenn aud) frajtlos ift das Lind,
Des Ephen's Xroft ihm fcjwindet nimmer:
Es griint in Liebestvene immer
Das Blatt, fo ihm am Stamm erbliift.
Carl Adolpha,
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