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“guctft bergan, dann abwiirts durd) ein feines Thal,
quest Fehr fteif einen jejmaten Fuppfad Hinan. Das
Dunkel dev Nacht, noch vermehrt durd) das Blatterdad)
der Budhen und: auch die didjten Ziveige der Fdhren iiber
ung, die Ermiidung einer vierftiindigen Fupwanderung
in der Gonnenbige fteigerten in mir immer mer die Bez
forgnifg vor ganglider Erjdhspfung, bevor wir das Biel
unferer Reije erreidjen wiirden. Endlich gelangten wir
etroa gtifdjen 10 und 11 Uhr Abends fehweifstricfend auf
der Hdhe de Berges an und fahen bereits die urbar
gemadjten Vandercien de8 Mofters vor uns. Mit nenem
Muthe eilten wir quer iiber das Feld nad) der Gegend
hin, wo mein Flihrer das Rofter vermuthete. Nach einer
guten BViertelftunde gewahrten wir zuerft die mit Epheu
ganz iiberzogene Umfang3mauer deS Kofters und darnad
das. grofe Cingangsthor gu dem duffern Hofraume. Das
alte durdjliderte Thor vor Cidenhol; wurde mit Leidj=
tigfeit gedffnet, weil ¢8 nicht verfdjfoffen, fondern nur
perriegelt war, und nun fahen wir rechtS die Ofonomie=
gebiude, zur Linfen die grofartigen Ruinen der nod)
nidjt aufgebauten alten Rlofterfirde, fowie die Haupt-
umviffe de3 in Duntel gebhiillter, todtenftill daliegenden
RKofters vor uns. Wn der Hauptpforte desfelben ange=
langt, gogen wir die Selle. €8 dauerte etwa 20 Mi-
nuten, da hdrten wir im Ynnern die Holsfdhube des
Pfirtners Happern. Weil derfelbe jedod) wider unfer
Vermuthen -rechts durd) eine Seitenthiire Hinausgetreten
war, fo ftand er pliblid) mit iibergesogener Rapuze
ftumm und fdjweigend vor uns. WS id) ihn nun in
wenigen Worten iiber unferen fpdten Befuc) aujfflarte,
30g cr fid) wiederum in das Snnere de3 Kofters zuriic,
worauf fid) nun auch die groe Rlofterpforte Hffnete. Wir
wurden dann in das gur Mechten derfelben gelegene Gaft-
ginuner gefiifrt, nod) mit Bier, Brod und Kaje bee
wirthet und dann auf unfere Sdlafjimmer gefiihrt.
Exft am folgenden Morgen fand der offizielle Em=
pfang ftatt. Jd) begab mich auf da3 Anfprechezimmer
guriice. Nach einer Biertelftunde erfdhienen gtvet Patres
(Mind spriefter) in Yangen weifen Rutten und weifwol-
Ienen Manteln, warfen fid) vor mir gu Boden’, fipten
denfelben, erhoben fic), und vor mir ftehend, fas einer
pon ifnen. mir ein Kapitel aus dev Nachfolge Chrifti
pon Thoma8 von RKempis (De compunctione animi)
por. Darnad) wurde id) gur Wdoration in die dem
Unfpredhesimmer gegeniiberliegende Kapelle gefiihrt, worauf
der Prior. mid) empfing und mir fiir die Beit meines
Aufenthaltes mein Zimmer antwies,
BVevor id nun meines Bejudes Hauptswed, der den
geneigten Lefer wohl wenig intereffiren finnte, verfolgte,
fab ic) mir guerft das Rlofter in feiner ganzen duferen
und inneren Ginridjtung genau an, bat aud) den Herren
Prior mix in Begug auf da8 Gefdhidjtlide und Charat-
teriftifdje feines Orbdens im Wi gemeinen und feines slo-
fiers im Befondern einige WUustunft gu geben, woriiber
ih auf Grund miindlider und jdhriftlider Ntittheilungen
Folgendes in mein Tagebud) notirte.
Trappiften Heifer die Mindje jenes firengen Biifer-
orden3, weldjer aus der im Jahre 1122 durd) Rotrou Il.,
— Grafen von Perde,- in Folge eines Gelitbdes geftifteten
Cijtergienferabtet la maison Dieu notre Dame de la
Grande Trappe an den Grengen der Normandie hervor=
ging. La Trappe war urfpriinglic) nidjts anders als
der Name eines einfamen Thales, das, von Gebiifdy
umgeber und pon mehreren Biden durdhriefelt, die in
4872,
ihrer Vereinigung da8 Fliifdhen LYton Hilden, an dee
Grenge von Perdje und der Normandie, in der Discefe
Seez, in. Frantreid) liegt. Diefes Thal gehirte dem
Grafen von Rotrou, Herrn von Perce. Graf Rotrow Il.,
dev fid) inden Kampfen gegen die Ungliubigen in Pala-
ftina an det Seite Gottfrieds von Bouillon: einen bez
riifmten Namen erworben, Hatte in den Gewwaffern von
La Mande einen fdjreclidjen Sturm yu beftehen, in
weldjem er nae. daran war, unterzugehen; in Ddiejer
Gefahe madjte er das Geliibde, wenn er mit, dem Leber
davon fame, zur Chre der heiligen Jungfrau. eine Kirde
gu bauer. Gliidlic) dem Schifforude entgangen, baute
er in dem oben erwahnten Thal eine Kirde nebjt Mofter,
weldes den Namen 3u Unjerer Lieben Frau von La
Trappe erhielt, den eS bis Heute fiihrt. Cine WUnfiede-
Tung von Religiofen der Congregation von Savigny wurde
dorthin berufen und nahm Befik davon. - Diefes gefdah
im Sahre 1140 unter dem Pontificate de3 Papftes Snnoz
cen3 HI. Sm Jahre 1148. fithrte Papft Cugenius IM.
gu Citeauy bei dem General-Rapitel bes Orden3; deffen
Profefs-Religiofe ex war, den Vorfik. _Serlon, der vierte
Abt von La Trappe, ein Freund de3 heiligen Bernard,
begehrte Hier und erhielt fiir fic) und feine. Gemeinde
die Vergiinftigung, in die Familie der Ciftergienfer auf-
genommen zu werden, und von da an hat La Trappe
bis Heute nidjt aufgehirt, dem Orden von Citeauy angus
Gehiren, und lieferte gurweifen fdjine Seiten gu der Gee
fchidjte der Mincdjorden. Geine Glangepode. begann
ohne Bweifel in der Beit, al8 die fo denfwwiirdige Reform
deS beriihmten Wbtes de Rancé gu Stande fam, der. mit
Muth und Ausdauer und dem beften Crfolge gegen die
Erfhlaffung antimpfte, die damals den Orden’ von Cis
teauy und vielleidht den gangzen MéindSorden -bedrohte.
Der Abt Jean Armand fe Bouthillier de Rancé (in
der giveiten Hilfte deS 17. Bahrhunderts) hat dabei
nichtS felber erfunden, feine neuen und, wie man. oft
ircthiimlid) Hirt, tibertrieben ftrenge, vom Heiligen Stuble
nidt anerfannte Regeln eingefiihrt, fondern indem er das
BVenediftiner = Ciftergienjer = Mofter La Trappe reformirte,
wollte er por Wem nur fich felber, feine und. feiner
Religiofen Sitten reformiven, deren redjtmafiger Oberer,
deren Lehensabt er war tind gu weldjem Brwede er fic)
audy im Jahre 1664 aus den Vergntigungen des Parijer
Hoflebens guriidtgesogen hatte. Seine Religiofen nahmen
Die alten Regeln wieder auf und befolgten: diefelben nad)
Krajten. Ihe Veifpiel machte Wuffehen. Andere Kfter
ahmten La Trappe nad) und reformirten fid) wie diejes.
Bon da ftammt die VBeriihmtheit von La Trappe. und
de8 Namens der Trappiften, den man allen Religiofen
beilegte, die fid) in der Beobadtung ihrer Regeln an
dem Cifer begeifterten, defen Vorbild diefe Ahtei darbot.
Trappijten find demnadh nichts weiter als eine Congre-
gation reformirter Benediftiner-Ciftergienfer. La Trappe
ift ber Orden von Citcauy, dem jene Wbtei unter Eugen IT.
einverleibt und Saher aller Approbationen und Privilegien
deSfelben theilhaftig wurde. Das Reglement des Wbtes
de Rancé gur Uusfiihrung der Regel des heiligen Bee
nedift ift dant nod) gu Lebszeiten deSfelben. von Papjft
Snnoceng XI. im Mai 1678 approbirt worden. Darna
hat Gregor XVI. am 8, Oftober 1834 in dem Orgas
nifationsdefret der’ Ciftercienfer= Mince Unferer Lieben
Frau von La Trappe in Frantreid) verordnet, daf die
ganze Congregation. die Regel des heiligen Beneditt und
die Conftitutionen deS Wbtes -be Rancéd beobadjten follte:
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