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immer beffect Hat.
131
Langjam wandte ev fid) zur Thiire; das Haupt ge-
jentt, die gange Geftalt von. Schmerg iiberwiiltigt, und
dod) wiirdevoll. Der alte Graf fiihlte fid) bewegt und
dadjte daran, fein hartes Wort guriiczunehmen; bevor er”
aber ein Wort fpredjen fonnte, Hatte Herbert das Zimmer
verlafjen.
Der Graf St. Lawrence blieb mehrere Stunden allein.
Gr hatte feinen Sohn geliebt, hatte gehofft, in ifm cinen
twiivdigen Grben feiner Titel, feines Reidjthums yn fehen,
und nun hatte ev den grofen alten Namen in den Roth
getreten, war eines Verbredjen8 angeflagt, da8, wenn
ihm bewiefen, ihn unfehlbar dem Tod durd) Henfershand
itberliefern mute. Madden der alte Herr fic) fo weit
gefabt hatte, dafy ev ruhig und Ear die Sadjlage tiber-
egen fonnte, Wdutete er, um einen Diener gu Paul zu
fender, den ex fofort zu fpredjen wiinfdjte.
Det eintretende Bebdiente meldete, dafy ein junger
Herr, Namens Paul Fanthorpe, ijn zu fehen verlange.
af ifn fofort eintreter,” befahl dex Graf und
empfing Paul in demfelben Gemadje, in dem die leste
trautige Scene mit Herbert ftattgefunden hatte. Du
fommft meinem Wunfdje entgegen,” vief ev ihm gu, bitte,
_ febe, Dich und Hire mid an.“
oMit BVergniigen.“
vDut braudjt mix feine langen Erflarungen 3u geben,
dent dag riffe nur Wunden auf, die ich Lange vernarbt
glaubte, Sch wei, dah id) Tadel verdiene. Du bradjtejt
wahrfdjeinlid) Documente und Bewweismittel 3u Gunijten
deiner Behauptung mit; all dag ijt unndthig. Jc gebe
UNS gu und anerfenne Dish al8 meinen legitimen Sohn
und: Erber.”
Paul's bleidhes Geficht iberflog triumphirende Nathe.
vr beanfprude nur, was mir gebithrt, Mylord,“
entgegnete er.
Du wirft nad) mir Here in diejem GHaufe fein,
tirft den ftolzen Namen fiihren, den ich triibte, und den
det ungliidfide Mann, weldjen id) fo. lange liebte, fiir
uf Div ruht all meine Hoffaung.
Soh erfuhr, Du feieft ein tiichtiger Xdvotat, und fo wird
Dit alS Viscount Langdale bei deinen Kenntniffer und
deinem flinfligen Bermagen die ParlamentSarena ein weites
Held der Auszeidjnung bieten. Yeh felbjt beabjidjtige, mid
auf den Continent guriiczusiehen und meine Iebten Sahre
Dort zu verleber.“
Paul danfte fiir all die ihm gewordene Giite, worauf
ihm der Graf anbot, feine Wohnung fofort in Park
Houfe aufjufdlagen. Der junge Mann Lehnte unter Mug
rede bon Miftres Fanthorpe’s Prantheit ab,
uadit fte fo jdwer frank 2” fragte Graf St. Qawrence,
und fein Herz fohlug fauter beim Gedaufen an dag einft
geliebte Weib,
v Go frank, daB id) fie nidjt auf Yonge verlaffen
fann, Gie benahm fic) gegen mid) ftets Viebevoll und
muitterlid), ich Hielt fie bis vor Kurzem fiir meine Mutter
und wwiirde mir Vorwiirfe maden, wenn ift durch meine
Nachlaffigheit etwas zufticfe.“
Das Gefiihl madt deinem Herzen Ehre. Gebe denn
an das Lager der ungliicliden Frau, dev Gott gnidig
jein mige. Sollteft Ou Geld brauden, fo zaudere nicht,
Dich an meinen Vangquier gu wenden. Die Herven Lub-
boet und Kobarts werden deine Wedhfel Honoviren.”
Nod) einmal dantte Paul mit auggefudten Worten
und verliefs den Grafen mit dem Vewuftjein, einen guten
GCindruc gemacht gu haben, Derjelbe war- wirklich iiber
die Grofherzigheit de3 jungen Manned erftaunt: er hatte
jofort Titel und Mang eines Viscount annehmen und in
dem pradtigen Palajte wohnen fonnen und 30g e3 vor,
in das verhiltnifmapig arme Haus guriicgutehren, in
dem feine angebliche Mutter fajwer frant lag, entjchloffer,
fich ihrer Pflege gu widmen, bevor ex feine legitime Stel=
Yung einnehme.
nGin edler junger Mann,“ rief Graf St. Latwrence,
"das ift cin Sohn, auf den id ftolg fein mag, und id
Habe den Weggang des feigen Mérder3 einer armen alten
rau nidt mehr ju bedauern.”
(Saupe folgt.)
Subdwig XIV., der von 1643 bis 1715 regierte,
Swart det midjtigite Rsnig von Frantreid) und
et dbamal8 war Frantreid) der madtigite Staat
in Europa. Die frangofifde Politif, die fran=
s0fifhe Sprade, “die frangofifajen Sitten beherrjdjten das,
Nusland. Der Charafter Ludwigs XIV. wurde der Cha-
tatter feiner gangen Beit, nidjt blofs in Grantreid), fon=
den im ganjen europdifden Staatenleben. Gein Hof
tar dag Vordild aller Fiirftenhaufer Europa’s. On den
Borfilen feines Sdjloffes von Berfailles dvangten fid)
die deutidjen Fiirftenfdhne im bunten Sdwarm, um ihm
Wort und Bewegung abjulaufdjen, wie er raufpert und
wie ex fpudt.”
Auch gegenwirtig blictt die ganze Welt wieder nad)
Berfailles. Aber diesmal ift e& Deutfdjlands Oberfeld-
Here, Konig Wilhelm 1. ‘von Prenfen, der als Sieger
liber Frantreid) fein Hauptquartier aufgefdlagen hat in
der Refidensftadt Ludwigs XIV. Und darum twerden
unfeven Lefern einige Nadhridten itber den rweltberiifmten
Palajt fier willfommen. fein. ;
_ Rudwig XLV. refidirte Anfang im Louvre, der mitten
Sn Berfailles.
in Paris Tiegt. Er wollte aber in Unnahbarleit von
dem BVolfe thronen. Die Erinnerung, daB ev als Kind
aug der Hauptitadt. vor den rebellifdhen Biirgern hatte
flichen miiffen, ftadhelte jtet3 feinen Stolj. Defhalb und
um ungeftirter feinen Berkehr mit leidjtfertiqen Weibern
gu unterhalten, verlegte er fein Hoflager nad) St. Ger=
main. Wein aus den Fenftern deS alterthiimliden Sajloffes
elite er die Thiirme von St. Denis, in deffen Gruft
Die Gebeine feiner Vorfahren mobderten, und das erwedte
in dem ftolzen Siinder unbehaglide Gedanten. Darum lief
er fic) durd) Jules Hardouin Manjard in einer fandigen
Wildnif eine pradtige Nefideng erbauen (1661—1684),
um gu geigen, dag der Gewwaltige aus Nidjts das Grifte
ju fajaffen vermige und dap felbft die Natur fid) beugen
miiffe vor der Wbermadht finiglider Launen. Cine unge-
heure Summe, gegen 200 Millionen Livres, dem fteuer=
gahlenden Bolfe erpreft, wurde auf den Bau. von Pa-
Yaften, Kanilen, Kasfaden und Fontinen verfdjwendet.
G8 wird beridjtet; dafs Ludwig XIV. fic) von dem
Gartentiinftler Le Notre deffen Pliine fiir-den Park mit
den Wafferfiinften bis im’s Cingelne entwideln lies und