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nifixt werden fonnen. Gie ijt in gewiffer Besiehung cine
NaHahmung der preupifdjen Landwehr, in fo weit wenigz
ften3 alS fie anf die allgemeine Welrpflidht bajirt ijt
und feine Stellvertretung, wie im eigentlidjen Heere,
geltattet. Bejdjrantt wird fie vor der Hand nod) durd)
den Umftand, daB fie fic) nur aus den Contingenten der
Lebten beiden Bahre refrutirt, mit andern Worten, aus
Denjenigen Dienftpflidtigen, die Durd) ihre Hohe Nummer
bei der alljihrliden Uushebung frei famen. Wuf diefe
Weife if ein bedeutender Sarit weiter gethan zur Ieali-
firung de8 grofen Grundfakes: Jeder waffenfihige Fran-
goje ijt Soldat, Selbftverftandlid) ift die Mobilgarde
aus den verfdiedenartigiter Clementen zufammengefest,
und ¢3 feblt ihr auch nod) vielfach an tidtigen Offizieren,
aber die eingelnen Compagnien beziehen, fobald fie voll-
ziGlig find, fofort das Lager von Chalons, two fie
ehvcccrcich eresdcit, ain bake ace tie Deklitan@sake,
FUSE june Dic weflsighenr Grenyfeffungen, odyrgeen.
Ehelih geftanden, mate die Parifer Mobilgarde feinen
{ehe ginftigen Cindrud, was jedod), wie 8 gewif
aut fein {deint, feinen Hauptgrund in dett Margel att
Disciplin hatte. Gie durdjsogen in wilden, ungeord-
neten Bande larmend die Strafen, madjter vor allen
SHenfen und Kueipen Halt und famen guleht dergeftalt
betcunten am Bahnhofe an, dafs e§ faum miglid) war,
fie weiter gu befdrdern, Die Borgefesten dritetten in
Unbetracht der anFergewdhnliden Umftinde ein Auge gu,
und einige Woden Lagerdienft werden geniigen, aus diejer
ungestigelten Maffen gute, braudjbare Soldaten gu madjen *).
Da aber das Gefeh im Betveff der Mtobifgarde and)
riicfvirfende Kraft hat, und zwar auf alle militdrfreien
Manner bis zum 30. Jahre, fo Harte man bein Wbjug
diefer Tehteren, die gum gripten Theil verheirathct jind,
viel Jammer und Ragen. Mutter und Kinder gaben
dem Vater das Geleit, und in dem entfdeidenden Momente
der endlidien TXrenmung fonnten fic) felbft die unbethei-
ligtet: Bujhauer der Thrainen nidt enthatten. Und dod)
war died nur ein Eeines, faft unfdjuldiges Borfpiel des
grofen Kriegsdrame’s, defferr erfler blutiger Wt fdjon
in det folgenden Wodje fpielte, und, twie id) bereits oben
fagte: dev Eingelne verfajwindet vollig in dem allgemeinen
Drang und Sturm.
Nach dev Mobilgarde famen die Freiwilligen, die in
grofen Maffen herbeijtrdmten. . Jn allen 20 Mairien
waren Bureauy erridjtet, wo fic) die Volontairs anmelden
fonnten, man nabm ¢3 aud) nicht fehr. genau mit dem
GeburtS- und Heimathjdhein, und Mander mag wohl
mit durdjgefdjliipft fein, der das gefeslid) vorgefdjricbene
vollendete 16. Sahe noc) nidt Hinter fid) hatte. Jn den
erften Tagen Hatten fid) bereits gegen 15,000 gemelbdet,
was bei einer Bevslferung, wie diejenige von Paris,
nicht Wunder nehmen darf. Leben dod) jahraus, jahrein
*) Sm Lager von Chalons Hat e8 unter den Parifer Mo-
bifgarden eine Emporung gegeben. Die fchledhte Berpflegung,
fowie der Mtangel an Lebensmitteln Hatten ein Migvergniigen
Hervorgerujen, weldjes die Offiziere, die ihre Stellen meift
der Proteftion verdanten, durd) thr nidjt eben grofes Unjfellen
nidjt 3u bej§fmen vermodten. Die Unzufriedenheit brad) am
4, Auguft bet einer vont Mtarfdjall. Canrobert abgehatltenen
Truppenjdjan in helle Flammen aus, Buerft ertinten einjelne
Rufe: Nac Paris, nach Paris!” Wald liefew fie wie ein
Lauffeuer durd) die Meiher. Der Mtarfdjall, hod) gu Mok,
wollte en Lirmenden Sdjweigen gebieten, aber das gliidte
ifm nigjt, Das Gefdjret ward nod) drger. Canrobert, furdt-
bax erbittert, tief den Mobilgarden gus Shr feid nidjt werth,
in der Weltftadt nad) genauen flatiftifaen Crmitthingen
iiber 70,000 Menjder, von denen man nidjt wei (und
fie felbft vielleid)t am wenigiten) wo fie eigentlidy per
find, womit fie ihre Criftens friften, und was iiberhanpt
aus ifnen werden foll. Die Parifer Polizet Hat allein
taglich gegen 25,000 Strolde, Tagediebe, Vagabunden
und dergl. gu iberwadjen, unter denen fic) natiirlid) gar
Mander. befindet, dev ir fdjon einmal in’s Garn ge-
Taufen ift, Die Biingern, bet denen nod) nicht alles beffere
Gefiihl erftorben ijt, haben als Yekte Refource den Cinz
tritt in die Armee, und eS ijt wunderbar, wie auch hier
die Disciplin und Subordination giinftig wirft und die
movalifd) wie foctal Verlorenen im Laufe der Jahre reha-
bilitivt.
Gang gum Salus, aber wahrli) an Werth nicht
die Lebten, erfdjeinen alle diejenigen, die bereits ihrer
QUECHEE DEKE COE GREEK UH |G_ wy,
Sonom HY Dio Danoy dB Nowgyed mrgagivarz fe bidder,
Get dem militiirifden Geift ber Nation, cine gablreidje
Legion, Denn Leiner will puviiCOleiben, Go war es moglich,
dak Frantrete in det 14 Tagen, die auf die Mriegs-
erfldrung folgten, aufer feiner regularen Urmee, die auf
mindeftenS 500,000 Mann anzufdlagen ift, eine faft
gleide Menge von Hilfsteuppen aller Urt jHhaffen fonnte, -
bereit, wenn auc) midjt fofort ins Feld gu viicten, fo
dod) Grund und Boden de Baterlandes felbft gu ver-
theidigen, im Galle nimlic) wirklich der Feind denfelben
direft bedrohen follte, was allerdings fdjneller eintrat,
af man erwartet hatte. Dod ids) will mir nidjt vor=
geifen.
Paris felbft Werlich fic) nach wie vor dem Begei=
fterungstaumel, dent die unfelige-Berblendung von der
Uniiberwindlidfeit dev. frangdfifdjen Soldaten ift jedem
Hranzofen einmal angeboren, nd wer aud) mr das’
Ieijefte Wort gewagt hatte, das an die miglide Coen-
tualitit de GegentheilS erinnerte, witre fofort als ein |
Vervather am Baterlande angefehen worden, oder als
»»Prussien®’, was nod) Gcjlimmere3 bedcutete. Die
gefammte Bevdlferung war buchftablid) Tag und Nacht
auf den BVeinen, man begriff nidt, dafh die Kehlen. nicht
Heifer wiirden bon dem ewigen Gefang der Marfeillaife;
freilid) benebte man fie aud) unaufhirlid) an allen Straz
fenecten, two vorjugsweije die Raffee= und Weinkhiaufer
etablirt find, und 30g Dann weiter, Die Clyfeifdjen Felder,
Dicjelben, in denen wir wahrend der verffoffenen Nto-
nate die Lefer fo friedlid) und Heiter umberfiihrten, bile
deten den Hauptidauplas diefer larmenden Manifeftationen,
bie Gartencongerte formten Whends die Menge nidjt faffer,
die unter grengenlofent Gefdrei die Nationalhymne verz
Tangte und immer von Neuem verlangte, bis die armen
Ganger und Sangerinnen gulekt vor Ermattung bud=
ftablich nicht mehr fonnten. Dann fprangen die wildeften:
Franzofer gu fein!” Davauf (dsten fic) unter furdjtbarem
Gefdjret die Weihen auf. Der Marfdjall Lie} fofort vie Lie
nientruppen unter Gerehr treten: jest wire Blut gefloffer,
Hatten die Mobilgarden ihre Waffen bet der Hand gehabt.
Gie bewaffueten fic) mit Kniippelr, aber von allen Geiten
ungingelt, mufter fie fid) ergeber. Babhlreide Verhaftunger
wurden vorgenomimen, Sofort trat etn Kriegsrath gufammen
und verurtheilte drei ber Madelsfiihrer gum Tode, Das Ure
theif wurde jedod) nidjt auf der Stelle vollftredt. Der Mti-
niftervath hat dann befdloffen, Parifer Mobilgarden nur nod)
in die Forts gu legen. Diefe Mittheilungen find den frane
sofifqen Regierungsblattern entnommen.
Die Redaction.
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