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Sm Jahre 1866 wurde dem St. Gallifden Bifhofe
per jum Theil fatholijde Nanton Appenzell zur geiftli-
chen Udminiftration iibergeben, und devfelbe erlief darum
den intereffanten Hirtenbrief: ,,Die firdhlige Verbindung
pon St. Gallen und Appenzell in altefter und nenefter Beit.”
Wie BijhoF Greith cifrigft fiir die Hebung und Sie
derftellung dev fatholifdjen Studienanjtalt ,,Maria-Hilf”
in Shwy3 forgte, fo ergielte er auch die Meftauration
feiner Kathedrale, und da jie ehedem, vor 100 Sahren,
nut benedicirt worden twar, jo wurde auf den 17. und
— 18, Auguft 1867 eine grofartige Confecrations- und
Sacularfeter vevanftaltet, an welder fimmtlide Bijchife
der SHwei3 perfdnlich theilnahmen.
UuF diejes Feft exfdhien fein Werk: ,Die Gejdhichte
der altirifajen Rirde und ihrer Verbindung mit Rom,
Gallien und Wlemannien,” dem St. Gallijaen Clerus
gewidmet, Hiefiir waren von ihm bereits ,,jeit einem Men=
jHenalter” die ausgedehnteften Forfaungen angeftellt worden,
Noch im gleidjen Jahre trat der How. Bifdhof wider
cinen St. Gallifdhen GefeseSentwurf in der Dentjdhrift
auf: Die Begrabnipfrage nad) der Sakung und Ord-
nung der fatholifden Kirche gegeniiber den umberedjtigten .
UAnfpriihen in der gegenwartigen Beit.“
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Cine neue literarifahe Fehde enthrannte erjt jiingft,
als die ,St. Galler Zeitung” wnaufhirlid) die drgjten
Verleumdungen wider die fatholifdhe Kirche jpie, diejelbe
peine Rirde, die mit dem MRauberwefer unter Giner Deee
ftece,“ nannte und auf Vertretbung aller fatholijdjen
Hierardhie drang, Wider das dHffentlide Sdjreiben de3
Bifdhofs erjtand das ,,rothe Biichlein,” cis gemeines
Pamphlet. Best erhob fic) die Stimme de3 Landesbi-
fHofs auf cin Neues in der Gerrlidjen Brofdjiive: ,, Dic
Vedrohung der gefegliden Ordnung in Kirde und Staat
durd) die Preffe radifal-fosialijtijder Nichtung.” *) Bur
Unerfernung fiir fein WUuftreten gegen dte Befdhimpfung
der fatholifden Rirde gingen von 83 St. Gallifger
Gemeinden, von den iibrigen Bifhsfen und einem groper
Theil de Clerus in der Sdweiz Wdrejfen an den Bifdof
pon St. Gallen ein, dev bei der oberften Regierung des
Kantons zugleich Mage erhoben hatte.
Wir beendigen nun unfere Sfigze, die blo® in gany
allgemeinen Unmviffer das Wirfen eines Beitqenojjfen an-
Deutet, Der fic) ciner eben jo innigen, alS wohloerdienten
Verehrung erfreut. Gott fegne und erhalte diefen fatho-
lifdjen Hivten feinem Bolte!
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Die Heiter ser Gharwode in Mom.
Bor
P.. Gall Moret.
er Dont von Sankt Peter fteigt
an unferm Gefichtstreife auf,
die Riefenfuppel in den tief
blauen Wher getaudjt: — das
iS erfabenfte Bild menfajlider Bane
; AS funft. Und darunter fiegt aus-
$ I~ gebreitet Das cwige Rom, etwas
Ungeheures mit feinen RKirden,
HL Tempeln, Muinen, Paliijten,
Triumphosgen, Saulen, Briien und Garten. Das ift
die Hauptftadt dev Chriftenbeit.
Die Charwode wird in der ganjen fatholijdhen Welt
gefeiert, aber nirgends fo helr als in den Kirden Noms.
Taujende von Frembden veijen alljafrlid) dahin, blof um
dev Feier der Charwodje heizuwohnen. Den Yremden
gu Liebe Hat auch Papft Gregor XVI. befdjlojfen, dap
die Palmenweihe am Palmfonntag in dev Petersfirde
jtattfinden follte, da fie bis gum Yahre 1839 in dev
Sirtinijden RKapelle vorgenommen wurde.
Es find jojon Jahre her, feit id) diefe Wodhe in
Rom zugebradt. Gine furze cinfade Sdifderung der
firchliden Funttionen,. denen id) Damals beiwohnte, mige
Hier cin Plakdjen finden. Beginnen wir mit dent Pal m-
jonntag. Wn dicfem Tage eilte id) in die Bafitifa
ded Heiliger Petrus. Um mid) furg gu faffer, iibergehe
ih in meiner Schilderung viele Cinzelnheiten, jo interej-
jant fie aud) fiir jeden find, dee zum erften Male dicfer
Seiler beiwohnt.
Gegen 10 Uhr erfajien dev heilige Vater, getvagen
auf einem Thronjeffel und begleitet vom Major der No-
belgarde, unter dem Bortritte der: Pritlaten und Mardi
nile, Heute trug ev nidjt die dreifadje Krone, jondern
eine cinfade Mitra. Dem Hodjaltar gegeniiber wurde
er niedergefet und nad) Bervidtung eines furzer Gebetes
beftieg ex den fiir ihn erridjteter Thron, wo er fofort
die Huldigung der Kardindle empfing. Biindel wirk-
Yicher Palmsweige (feine andere Surrogate wie bei uns)
ftanden redjtS und links vom Throne. Sieben Palme
sweige aber, funftreic) geflodjten und vergiert, 3cidyneten
fic) durd) befondere Grife aus, da fie beftinunt waren,
der Altar und das Kreuz de Papjtes zu fdhmiicter.
Nadhdem Pins IX. die Palmen getweiht hatte, fete ex
fi) wieder auf den Thron — e8 begann die Vertheilung
der Palen. Der Kardinaldefan reidjte fie namlid) nach
einander dem Papfte, der fie den Kardindlen, Patriarder,
Erxbifhofen, Bijdhifen und fonftigen geijtliden und welt-
Tiden Wiirdentraigern gab. Dann begann die Prozeffion
durd der madtigen Dom, wobei dev Papft auf Jeinem
Thronfeffel getragen wurde.
ES Viegt etwas ungemein Smpofantes in diefem grofgert
Fejt der Palmen, in diejer Entfaltung von Pract ine
mitten einer ungihligen Menfdjenmaffe und unter der
Gewilbebhogen deS grofjartigften Gotteshaujes dev Welt.
Das auf die Prozeffio folgende Hodjamt wird von
cinem Kardinalpricfter celebrixt. Die RKardindle haben
ihren Ornat abgelegt und ihre Chortleider mit dex Cappa
violetta (violetter Mantel mit einer Kapuze) angelegt;
der Papft fist auf dem Throne. CErgreifend ijt dev
*) Sar diefe Leidensseit ficl auch der unerwartete Tod feinted
Altern Bruders, Fofeph Greith, welder feit Decennien i
St. Galler alB Mrufiklehrer gewirft Hatte und befonbders durd
fein Liebliches Qiitlilied: Von Ferne fet herslid) gequiipet”
befannt ijt. Derfelbe ijt der Vater des berithmten Compo-
nifter Parl Greith in St, Galler, Wud} der Hedrw. Bie
{ehof Marl ift cin trefflicher Mufitterner , hefonder3 bes Cho=
ralgefanges, Iie ec denm anc die Gerausqabe be3 »Ccantua-
rium S. Galli” yeranlafte und mit einent Voriwerte begleitete.
a mp on tte