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ten in grofer Notenfajrift der Bodwaljer. ebt erinnern
an den frife) getiindjten Wanden im obern und untern
Saale nur mehr sei Basreliefs, wie vom Bimmermanngs-
beil gejauen, an die alte rohe Gemiithlidhfeit.
Per Name , Boek” entftand folgendermafen. Der
gemeine Mann legt gerne in jeden ihm frembden Uusgdruck
einen Handgreijliden Ginn. Wenn ex merfte, wie ex im
ollgenuf de Cinbecer Bieres gu Boden ftiirgte, fo half
ihm fdjon die Achnlidjfeit diefes Namens auf das nahe
liegende Bild vom Bok, der ,fteft.“” Ws Gegenftiic
qu dem ftarf ftofenden Bod ging denn aud befonders
aus den Brauftiitten der Sefuiten die etwas janftmiitht-
gere ,Geif” Hervor.
Und foldje volfsthiimlide Namen haben die verfdjie-
denen Bierforten allerwirts in deutfdjen Landen gehabt ;
3. B. ,Voksbart” in Wartenburg, ,,Beif. den Keri"
in Boizenburg, ,Hofenmild)” in Dransfeld, ,,Fried und
Ginigteit” in Kirih, ,, Mord und Todtfdjlag” in Cis-
leben, ,Kubfdjwang” in Delik in Bohmen, ,,Staht den
Rerl” in. Hardehaujen, ,,Raftrum” in Leipzig u. f. w.
Raftrum ift lateinifey und heibt der Karft.” Denn
da8 alte Leipziger Bier, behaupteten die Studenten, fragte
S.
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“| nt den erfte efter deS vorigen Jahrgangs der
yAlten und Menen Welt" find einige Aussiige
aus den Reijewerfen de ungliiclidjen Raijers Ma=
timilian I. pon Mexifo enthalten. E38 mag jebt
wieder nadjftehende Befdjreibung eines berithmten Bau-
denfmals aus der Beit der Maurenherrjdaft in Spanien
mandjem unferer Lefer um fo willfommener fein, als wir
hiebei die Iebendige Schilderung de3 genannten fiirftliden
Verfaffers. durch einen gelungenen Holsfdnitt unterftiiken
fénnen. Sie beginnt:
WZ die Meffe vollbracht war, unternahmen wir einen
Befud) im Wieazar (im September 1851). Wuch er
ijt das Werk eines glaubigen Bolfes, dem aber nicht -
das wahre Licht geleudjtet hat. Die Ridjtung nad Sinz
negergibung, weldje in dem Leben des Mohamedaners
cine fo grofte Rolle fpielt, geigt fid) in diejem Werke
porzugaiweije, Man ftaunt, man bewundert und den-
nod) fiiflt man nur die Phantafie lieblich angeregt, wah=
rend der Hohe Ernft diefem Kunftwerke fehlt. Der Haupt-
eingang deS Palaftes liegt in einer leidten, pittoresfen
Facade, die in den mannigfaltigften, Tebhafteften Farben
ein Nek von Ornamenten, ein duftiger Krang fdjin ver=
falungener Wrabesfen, feiner, gefdmacvoller Bierrathen
bededt. Bierlide Siulden und fain gefdwungene Bogen
tragen da8 nad) orientalijdher Sitte leicht porgewalbte
Dah; wie der Teppid) de3 Orientalen mit Gold und
Seidenfaden durchwirkt it, fo die dubern Winde feines
Haujes; leicht, fowarmerijd), funfivoll, wie der poetijdje
Geift feiner Schipfer, ift diefes Gebdude, Ueber dex
Pforte im Guferen, vor dem Hauptgebaude befindliden
Hofraume fteht cin Sprud) de Koran,
Wir traten guerft durch einen Seitengang in den
Garten. Gin weiter Raum fag vor uns, ein griines
es
Meer der verfdhiedenartigfter Pflanzen gwifdjen didjten,
befehnittenen Wanden von iippigen Orangenbaumen. Wn
der einen Seite chlo eine hohe, mit UAreaden, Statuen
Cs ift ein
und Grotten perfehene Wand den Garten.
wie cin Karft Gurgel und Cingeweide ab. Jn England
wurden — im Holfteinifajen fommt e3 nod) vor — viele
Fefttage gar nidjt anders al8 nad) dem Bier benannt
und umgetehrt fiihrten Bierjorten die Namen von Hei-
ligen. Mad) dem Beugniffe des Placotomus hHieB
einft dag Brandenburger Bier alter Nifolaus.” Wir
werden fpiter auf eine abnlide Benennung de3 Gale
patorbieres” in Minden gu fpredjen fommen,
Uber all’? die einft fo ftolzen Biergefdledjter find jest
Herabgefommen und vergeffen. Nur der Bor, der fiingfte
Sproffe uniter ihnen, flihrt noc) da8 alte glorreiche Wap-
penfajild feiner Mhnen von Cinbec in ungetriibtem Glangze.
Wer fragt nod) nad) der Braunfdjweiger Mumme, nad)
dem Torgauer oder Magdeburger. Bier ober felbft nad
dem Breihahn von Halberftadt, obwobh! von diejem Sdhoo-=
fing dag ftolze Difticjon aufbewahrt Hat:
Grandia si fierent summo convivia caelo
Breihanam Superis Jupiter ipse daret —
d. h. bet einem Gatterbankett wiirde Jupiter felbft feine
erhabenen Collegen mit Breihahn regaliren.
“ Sin Befud im Wleazgar zu Sevilla.
Zauberhain, mit einem Teide, mit Rofenranten, Mus
foelgrotten, Statuen und Woaffertiinften; e8 ift ein Pa-
radies, einft gefdaffen von Peter dem Graufamen.
Uber was ift der Wieagar? Cin pradjtvolles Monigs-
gelt, mit fein gefdjnigten Gaulen, aber die der fdjin
gewirkte Goldbrocat von Damascus, die Tapeten June
Dien8 und fein gewebte Spigenfdjleier geworfen find!
Da8 Auge harrt, ob die Liifte den feinen Spigenfdleter
nidjt Heben, ob die goldenen Tapeten im Wbendwinde gu
raujden beginnen werden; dod) ifte8 nur der Zauber
der Kunft, der diefe Wirkung Herborbringt. eit Jahre
Hunderten wilben. fid) die Gemacher diefeS Belted iiber
grofe Generationen, und nod) hangen die Sdjleier Yn-
Diens an denfelben Siulen, an welche fie der Mauren=
fonig Yeidht und. duftig Eniipfen Tieg, und dicfes Belt der
Phantafie, weldhes die Kinige de$ Morgenlandes an den
Ufern deS Guadalquivir faufer, ift von Stein und
feltem Material; denn die Tapeten find eine reidje Far-
benmojaif von funftvoll gfafirten Biegeln und fein ge-
meipelten Steinen, und die Spikenfdjleier find dic feinfie
durdbrodjene Wrbeit, die je die menfdlide Hand aus
Thon und: Mortel gebildet Hat.
Sedes Bimmer Hat feine eigenthiimlidjen Reize und
wire cin tagelanges Studium werth; einige der Haupt-
zimmer reidjen dDurd) gwei Stociwerfe und find oben von
leidhten, mit Marmorfaulen gezierten Gallerien umgeben,
aug denen man in den unteren Pradjtraum blicen fann.
Der VBotfdafterfaal ijt. die Krone maurijder Kunft; die
reidfte Fille von Ornamenten, weldje der Menjd) nur
vereinigen fonnte, ift Hier angebradt, um das Auge des
Cintretenden zu blenden. Die Decle ift verfawenderifd
mit Gold vergiert und bildet tleine Goldfuppeln, deren
arciteftonijde Clemente pyramidalifa) gujammentaufen und
dem Wbdruce einer fdinen Kryftallftufe ahnlich find.
Wie reigende, nicht zu befdjreibende eine Wolbungen
emporfteigen, fo. Hangen aus der Dede geftiirzte Gold-
pyramiden, aus Hundert regelmipigen Spiken geformt, °