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Wolke lagerte auf feiner Stirne, als er fic) erhob, um
das heilige Opfer gu bringen. eh und hole deinen
ater heim,” fagte ex gu dem Sohne D8 Kiifters; _,,viel-
Ieidht ift 03 ihm nicht moglid, allein 3 fommen,“
Der Sohn ging und bradjte den Vater heim, defen
Fup dure) dad falte Wafjer in fo weit wieder hergejtellt
roar, da ex den Weg ohne grofe Bejdjwerde hatte gu
riidlegen fonner.
Der gute Mann war etwas plauderhaftig und er
fand in dem guiherszigen Pfarrer gewohntich einen gedul-
digen Bubirer, Heute aber war dev geiftlide Herr febr
einfilbig und merfte nur felt zerftveut auf feine eden.
Das fiel deur Kiijter auf; deshalb fah ev ign berwwune
det ar und gewabrte, da auf den edeln Biigen eine
ungewihnlide Blajfe lagerte.
3H hoffe, das Unrwetter Hat Sie nicht frank ge-
mat, Here Pfarrer,“ fagte er; Sie fehen fehr ange-
gtiffen aus." Der Pfarrer farwieg und 30g fic) in feine
Stube guriid. Der Miijter aber begab fich fopffdiittelnd
nad Haufe und meinte, mit dent Herrn ftimme etwas
nicht, ex fet entweder franf oder es Hitten ihn verdrich-
Lidhe Dinge fehe unangenehm beriihet. Diefelbe Entde-
dung wollter in den nadften Tagen aud) nod) andere
Leute madjen und jelbjt die alte Haushilterin fand ihren
Herrin febe tieffinnig und niedergej lager.
ME der Pjarrer in feine Stube fam, griff ex nad)
dem Brevier in feiner Roctafde; 8 war nicht da. Gr
fudite iiberall im Zimmer, fand ¢3 aber nidt. Sdlieslic)
erinnerte cr fic), dag er e8 in dev vergangenen Nacht
mit auf dem Berge gehabt hatte. WahrjGeinlid) Tag es
Bei der Magdala, wo er e3 am Begribniftage guritd=
holen wollte. Ginftveifen nant ex ett anbdere3 und betete
Tanger, al8 e3 feine Pflicht und feine Gewohnheit mit
fi bradten, Das Gebet hatte ihn eit gut Theil rubiger
getimmt und er fonnte an den Mord und an den Mtdr=
der denfen, ohne dah fein Herz bebte.
Der Tod per alten Magdala und das feftige Gee
witter Hifdeten den ganzen Tag ier im Dorfe den Stoff
des Gefpradyes, felbft der verflauchte Fufs ded Mijters
exlangte eine gewiffe Widtigheit und jedes alte Miitter=
jen wufste ein untritglides Mittel gegen folde Sdjaden.
Der VBiirgermeifter des Dorfes, welder anc) die
Polizei in feiner Gemeinde zu vertreten hatte, fam amt
Nahmittag zum Pfarrer. Cr wollte weger der Beer=
digung der Magdala mit ihm fpreden. Veide wandelten
im Garten neber einander her; nadjdem die Hauptjace
befprodjen war, redeten fie iiber gleidgiiltige Dinge, Mit
einemmale blieb der Biirgermesfter jtehen und betrachtete
des Pfarrers Rod. ,,Mein Gott,” rief ex aus, nhaben
Sie cine Saplacht geliefert? Shr Talar ift ja mit Blut
befprist.”
Der Priefer warf einen Blick auf die Stelle, wo-
rauf der Biirgermeifier deutete amd fand fie allerdings
mit Blut bedect. Er zucte zufammen, denn das Bild
der bergangenen Nacht ftand wieder pléblid) vor jeinen
Augen; da3 Blut des Gemordeten mute auf den Talar
getranfelt fein, alS ev fic) gu demfelben niederbeugte.
Gr wunderte fish, dab ex die Slecten nicht frither geje-
Hen atte; feine Berjtrenung aber war allerdings fo grob
gewejert, Daf ex die ganze Beit iiber auf nichts geadhtet,
jondern nur immer an die fajrectlide BVegebenheit ge=
dacht hatte.
Gr ftotterte etwas dahin, was wie cine Entfdjuldi-
gung fang, aber ¢3 gefdjalh mit einer fo anffallenden
Fee ractmn ghey
aie oh y
Berwirrung und in einem fo fonderbaren Tone, dah ifn
der Biirgermeifter verrwundert anfehen mufste. Dicjer
erfannte den fonft fo faren nnd rubigen Mann nidt
wieder, Bor beiden Seiten war die Unterhaltung jebt
cine fer gesroungene und der Biirgermeifter verabjdie=
dete fic) bald. /
QI ex fort war, prac) der Pfarver gu fie felber:
Se) fiirdte, fie fommen purd) dieje verrdtherijdjen Blut
flecen dem Mérder auf die Spur und e3 wird am Cnbe
den Sein gewinnen, als habe id) gefproden und dag
Beidjtfiegel verlest.“
Hm Nachmittage desfelben. Tages gingen Holshacter
in det FShrenwald, um_ die Stamme niederzuhauen,
weldje ihnen vor einigen Tagen vom PFaorfter angewiejen
wordert waren, Gie plauderten und fangen miteinander,
denn die Baume, weldje fie gu fehlagen atten, agen
nae gufammen.
PlHslich ftich eimer der WArbeiter einen Yauten Seheei
aug und ftiirzte todtenblafy in den Kreis der ibrigen.
Sie glaubten, ex habe auf eine Sejlange getreten,
Hoben die Beile und eilten an die Stelle, weldje er fo
eilig, verfaffen hatte, Saum Hatten fie den Ort betreten,
fo erhob fic) auch von ihren Lippen ein Lauter Sdhrei —
jie Hatten den Ermorbdeten gefunden. Mein Gott, der
Menfs ift fiirdjterlid) zugerichtet , die Hirnfdale ift ihn
total zerfojlagen,” rief einer der Unmftehenden.
Wer iff &% fragte ein anderer. : .
uf den erften Mugenblid fonnte die Frage Niemand
beantworten, denn das Gefidjt war ganz mit Blut iibers
Yaufen; af3 man aber aus einer nagen Orielle Wafer
Herbeibradjte und das fdjon halb verhartete Blut hine
wegwifdte, da erfannten fie cinen Frembden, der geftern
im Dorf gewwejen war und fic) nad) dem WAnfaufe von
Qandercien -erfundigt Hatte.
Gr wollte aud) gu unferm Hern Pfarrer," fagte
Giner; ,ich ging mit ifm an das Pfarrhaus, aber det
Pfarrer war nicht yu Hauje. Ex Ties jeine Karte da
und fagte, ex werde ihn auf jeden Fall Heute oder morgen
fpredjen, denn der Pfarver fet ein Langjahriger Sreund
pon thm. GSpiiter habe id) ihn nicht mehr gejehen."
Da liegt ein Buch,” fprach ein Anderer, Ex hob e2
pertwundert auf und reidjte eS jetnem Nebenmanne, inden _
ex fagte: ,GS ift lateinijey, ich fann’s nicht Iejen."
Der Nebenmann fajlug das erfte Blatt auf und rief
ganz iiberrafdjt: Das ijt unferes Pfarrers Brevier, Da
fteht fein Name: Hermann Dafelberg. Wie das .
nur bierher fommen mag 2?“
Die Leute wusten nicht, was fie davon denten follten,
aber e3 fam dod) Niemanden in den Sinn, den Pfarrer
fiir cinen Mtirder gu halter. Sie berathjdjlagten nun,
was fie 3u-beginnen Hatter. Endlich famen fie iberein,
dah ein Theil bet der Lciche bleiben, die andern aber
den Biirgermeifter Hherbeiholen jollten.
Die Nachridht von dem Morde durdhlief das ganze
Dor}, in allen Haufern wurde davon gefprodjen, mur
im Pfarrhanje nidjt, denn Geder fiirdytete fid), dem
Geiftlidhen gu fagen: She Brevier sft bei der Leidhe
gefunden worden!“
Der Viirgermeifter Heqab fic) eiligit in dew Fdhren-
berg und fand Wiles bLejtitigt, was ihm die Arbeiter
beridhtet hatter, anc) das Brevier mit dem Namen des
Pfarrers fand er. Gr mufte unpillfiirficy an das Blut
auf dem Talare dente, aber ev fojendjte doc) den auje
fteigenden Berdadjt fchnell wieder guritd, -