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erftarrten Hinde gu falten, und wieder ganz Kind ge-
worden , fprac) ev der Nidjte das ergeffene Gebet nach,
wihrend Karl, Franz und die Life, die fo eber Leije ein=
getteten waren, im Stillen das Gebet mitfpradjen.
__ Rachdem aud) das [este Wort andddjtig verhallte,
dffnete Barmon die Mugen wieder, die er, um Sid) bejfer
jammefn gu fonnen, gejdjloffen hatte. Gin freundlider,
liebreidher, Geiliger Ernjt tag auf allen Gefidjtern. Satob
bot feiner Nidhte die Sand.
»Dit Hift erhirt worden, Kind,” fprach er Langfam
und mild. , Mix ift jest fo wohl, — id) fiihle, —
daB mir Der vergeifft, 3u Dem wir gemeinjam — ge-
betet Hoben. — O ich bin froh! — WIS id) nod die
Kraft —~ und den Muth des Lebens hatte, — da —
fitedhtete ih mix nicht vor dem Tode. Jest — jebt ift mir,
alg ftehe der Herrgott vor mir — von Wolfen umgeben.
Die Andern, ach, die Priefter haben mir mancjmal von
Gott gefprodjen, — Du allein Brenelt Haft mix gexeigt,
wer Er ijt. Sei gefegnet, fiir das — was Du mir
gethan. “
Dann erhob er die Augen gegen Karl. Aud Fhe
feid gut gegen mid) gewejen; aud) Shr — Ahr alle,
die Shr da feid, verzeiht — meine Sarte.”
Dev junge Lehrer, Franz und die Lije naherten fish
dem Bette. Mein Herz Hat End) nie bafe gewollt,”
iptad) Karl Bewegt. 3c) Habe Euch fohon Langit vere
sichen, Meifter,” fagte weid) geftimmt Franj, wahrend
die Life gu {dludzen anfing, Yeh will 03 glauben,”
antivortete Barmon fhwad, ,Breneli wird Cuc) Cuere
Dienfte — Felohnen. Sie wird die einzige Erbin —
Metner Giiter, Gott Lob = das Bermigen, das id
Hinterlaffe, — geniigt, um meine Verena und Karl
gliidlich 3u machen.“
nSpredjet nidt fo, Pathe!” ricf Vreneli jehludyend,
yor miipt Teben, um unfere gltidliden Tage zu fehen!”
,Glaub’? 8 nidt, Kind,” entgegnete der Krante
fawad), hoff e3 nidjt. Sd) — fiible, dafy id) — fterbe.
Morgen — bin id) — todt. Belfer, ich fterbe — jebt
mit diejen Gedanten — alg — fpater — “
Und wie Jatob fah, dag das Midden nod) ant-
tworten wollte, jagte er mit erjierbender Stimme: 4, Ge-=
nug, — fpric) — nicht — mehr. Sch muff — Rube haben.”
Mit diejen Worten fdjloffen fic) feine Yugen und
an den Bewegungen feiner Lippen jah man, dag er
das Vaterunfer nadhfprad), das ihn Vreneli wieder beter
gelehrt hatte. Lange nachher dffneten fid) wieder die
halbgebrodjenen Wugen, ein fanger Blice de3 Wohlwollens
Haftete auf dem Madden — dann fdjfoffen fie fid), ein
Ladheln des Todes trat ein und er.war nidt mehr.
Das Vermigen, das SYafobh Barmon Hinterlaffer
und in Gegenwart pon Zeugen jeiner Midhte teftirt hatte,
war mehr alS geniigend, um dag Gfiic Breneli’s und
KarV’3 zu begriinden. Die VBeiden aber wollten wieder
heim 3u ihren Bergen, gu Breneli’3 Mutter. Den Hof
gu Morneuy gaben fie dem wadern Franz in Pacht, der
glitclid) verheirathet, fic) davin ein freundlides WUyl be=
reitete. und Tange nadjher nod) von dem Momente er-
gablte, als Breneli in das Hofgut eintrat und fo die
umvillfiirlide Griinderin feines Giices geworden,
Bon ime felbft Habe id) dieje Gefchichte,
Stgener Hero.
(Fortfegung.)
3.
Die Sraumdfchaft der Eeinen, bLefdeidenen Familie
Huber fiillte eine wejentlidhe Gicke in umferer eigenen
aus, So idhdn und lieblicy cin Familtentreis fein mag,
Gang in demfeloen einfajliefen foll amd farm, mam fd
Mats man wird in feinen WUnfichten, im feinen Gee
Uplen fogar, zu eng, gu befdyrantt und der Welt
mage ja ein folder Whfcylug von der . Welt
wth fogar nadjtheilig auf unfer Gemiith, auf unfer
ji Ides Wefen. CF ift etwas anderes, wenn man
I von der Welt abfajliegt, am fich eingig und allein
ott guzuwenden; dag fann man in einem Softer
cine! tm das man al3 cingelner Menjd) eintritt; in
than Familie Dagegen geht da3 nidjt, man wird, wenn
an emander nid)t ganz verfteht, nict vollfommen
i mit cinander ausfommt, griesgrimig, im gliid-
ren Fale aber felbftiidtig, wohl andy hodjmiithig.
mie Neuen Freunde waren iibrigens ganz geeiguet,
weiter Teinen Gamilienkreis auf angenehmfte gu. ers
tH und unjre WAnfdjauungen gu ergdngen, Herr
Mer ftammte von unbemittelten Cltern ger, die er
wk feiifer Rindheit verlor, fo dag ex feimen erften
ber durd3 Leben al3 Waife maden mufte. Statt
ibm Tern hatte er Lehrer, defiwegen entiidelte fid) bet
fig Gud mehr der Verjtand, der Geijt, als dad Gee
+ Und alg Yesteres an die Meibe fam, fo wendete
er ¢8 der gangen Menfdbheit gu, da ev aihere Bere
wandte nidt fannte. Qhnr galt ein Menfdy wie der
andere, fein.Streben war ftet3 auf die ganze Menfdy=
Heit geridtet, feine Nachftentiebe war eine allgemeine.
BHei mir dagegen traf faft da8 Gegentheil gu. Obwohl
nicht in der Weije felbjtjiictig, dag id) immer. nur
mic) felbft im Wuge hatte, befdrintte fid) meine Liebe
und UAnhinglidfeit doc) vorzugSweife auf einen Feinern
Kreis, das Thun und Crethen der Welt . bekiimmerte
mich wenig. Bet fold)’ verfdiedenen Charattern mufte
natiirlid) mande Meinungsverfdhiedenheit fid) fund. ge-
ber, allein diefelbe glia) fid) aud) jedesmal wieder aus
und wir. Ternten fo 3u fagen gegenfeitig von einander.
Mandmal war aud) mein Vater der Vermittler unfrer -
dee, und hie und da traf fogar Tante Robert das
Ridjtige, Chenfo ithten unfre Frauen vielfady einen
woblthitigen Cinflug anf un3 aus, wenn unfer Dis-
put etioad gar gu Tebhaft rurde, Man follte iiber-
Haupt die Frauen mehr mit in’s Leben, d. h. in dad
eigentlide Bufammenteben hereingiehen als dies gewihn-
Vid) der Fall ift, Die Unfit, dag die Frauen eigentlidy
nur Ride und Haushalt_ gu beforgen. fatten, geugt
von einem philifterhaften Cgoismus der Mtinner; die
aber, dag die Frauen durd Geift, WAnmuth und Der=
gleichen qlingen miipten, geugt vom einer gdnglid) vere
feblten Uuffaffung, vor einer vollftindigen Meiptennung
Der cigentlichen, wiirdigen Mufgabe der Frauen. . Der