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osseesna «157 ereaiees
wir zur Furth Eamen, biumte fic) a8 Row und gerrig
die Stringe. Jd) war gerade beim gweiten Wagen und
fal von dort aus, wie der rothe Peter, der das fdyen-
gewordene Thier ritt, einen Wugenblieé mit im im
Kreife herumtried ; pliglic) ftand er auf dem Riteen
de8 Pjerdes, dann war er fort, da Rok aber ftitrste
in’8 Waffer und wurde fortgetrieben. Dem Pferde
nadhgufegen, fand der Hauptmann nicht rathfam ; denn
wir Hatten feine Zeit gu verlieren und unfere Leute
gerjplittern fonnten wir and) nicht; fomit ging es
vorwirts. QndcR wurde da8 Pferd doc) unfer Ver-
rather. Der rothe Peter, der in fihnem Sprung vow
_ dem jheugewordenen Thier auf da8 andere Vorfpann-
pferd hiniibergefegt, fam mit feinem Wagen glitelicy
durd) das Wafer. Ge) jagt’s euch ja, an Verwegen-
Heit madhte e8 ihm Neiner guvor,” {dhaltete der Feld-
webel in feiner Grzihlung ein.
wSergab ging’s rafd),” fubr er fort. ,,Rebden that
weiter Niemand was, man hatte fonft genug aufzu-
pafjen. Der Tag graute, als wir zur Waldfdlude
famen. wet Patrouillen wurden abgefdict, unr zu
beiden Seiten des Weges den Wald zu recognosciren
und im Gall der Noth das Banbditengefindel in Rez
fpeft gu halter, bis wir mit den Wagen pajfirt. Beter
bat jic)’S aus, mit einer Patronille gu gehen. Bei den
Wagen war's ihm zu langweilig; er liebte freiere
Bewegung. Die Bahl der zuriicbleibenden Wtann-
fchaft fand fich jest fehr verringert, und bet der Un-
regelmapigkeit de3 Terrains fonnte man wihrend
einer Action fapwerlich eine fefte Militérordnung hand-
haben, daher redete uns der Hauptinann zu. eke
gilt eS Vorfidht und Wafdhheit sugleich,< fagte er. Sch
gahle auf euc). Seder wird auf feinem Poften fein
Mioglihftes thun, und droht Gefahr, fo haltet feft
gufammen, tapfer und unerfdrocen wie immer —
boriwiirts !*
pO foearfer Ordnung fubren wir jest in die
Schlucht ein. Der Weg war fclimm genug; unfere
Wagen verfanken faft bis gur Wchfe in den tiefen Ge-
leifen. Bu beiden Seiten ftieg der Wald jteil empor,
nur gerade vor uns offnete fic) ein fdmaler Streif
gegen Morgen. Der Himinel rbthete fic) fcyon, bald
mute die Sonne aufgehen.” Der Alte that einen
fchweren Athemzug, ringsum horchten Wile lautlos.
Gr fuhr mit tiefer Stimme fort. ,, Naum waren
wir ein paar Tafterlingen in der Schlucht, jo tonte
pliplich ein gellender Pfiff von Hiiben und dritben durd)
den Wald. Hui, wie das Cinent durd) Mark und Bein
riefelte. Dod) da galt fein Befinnen. Unjere Leute
waren bereits auf das Brigantengefindel geftoBer ;
bent jcjon fielen cingelne Plankelfchitffe ober tm Wald
und jest Hhirten wir im einiger Cntfernung von wns
Axtjchlige, die in rafender Gile fich folgten. Die
Gatane wollten uns alfo ein Verhau in den Weg
machen.
miglichfter Gile und hofften fo unfere Wagen nod) zu
rechter Zeit in Siderheit bringen gu fnnen, al8, von
unjern Patrouillen in die Enge gejagt, ein ganzer
» Auf und vorwarts! Wir trieben unfere Thiere 310
Sdwarm diefer Cenfelsbrut fic) mit lautem Gefepret
in den Hohlweg warf. Gm °Xugenblie waren wir zum
Angriff geriiftet. SGeitwirts vom linken Waldeshang
glitt bereits ein ganjzer Haufe Bufdhwerk in den Weg
und id) erblidte jest auf der Hihe ein Oubsend Bri-
ganten in voller Thitigteit, eine madjtige Pinie umjzu-
Hauen; fdjon begann iby Gipfel ther dem Hobhlweg
gu fcewanten.
,oertig!* commanbdirte ber Hauptmann. Regungs-
{o8 ftanden wir Alle, das Gewehr erhoben, den Hahn
gefpannt — eine Gecunde nod) und da8 Gefindel
mufte in Schufiweite fein. — Da gefdjah’s! — Plog.
lich wie ein abgefdofjener Pfeil ftiirzt der rothe Peter
aus dent Gebitfden links auf die Briganten bei der
Pinie los und mit feinem Gewehrfolben jchligt er dem
nachften die Art fammt dem Arm Herunter, da er
britllte. Doc) Peter’s Fu ijt auf dem diirren Nroofe
ausgeglitten ; er biumt und wehrt fic) und [pringt in
einem Gag in den Hohlweg zwifden uns und die
Briganten hinein.
na, da war er wirtlid) und leibhaftig fiinfzehn
Schritte vor uns, gerade in meiner Sduflinie. Sein
Leben liegt in meiner Hand, cin Oruc und die Kugel
fliegt ihm durch den Kopf. Und jegt im gleiden
Ungenblic, wo er zwifchen uns hineinfpringt, fdpallt
daS Commando: Feuer! Wilde Rachbegier, wilder
Subel pacden meine Seele. Schon fritmunt fich mein
Ginger — ig will das Cntfewliche begehen — ja, ich
wills! Aber mein guter Engel hat Erbarmen. Wie
ich loSzudritcen gedenfe, gleift und fltmmert mein
Gewehrlauf, blendend fallt mir der Licht{dhein der auf-
gehenden Morgenfoune in das ge — und miteins
gedente ic) jenes WAltarbilds mit dem ewig brennenden
Lite davor: mein Kinderleben fteht vor mir und
meine Mtutter und meine Gejdhwifter und mein ein-
faltiges Beten vor dem alten Bild. Oas alles fam
nicht fangfanmt, eins um eins, fondern e8 war da wie
durd Himmelszauber — flar und deutlich und voll
herrlichen Lidjtes — ah!
yas id) Dabet dachte, — wollte? Gah weif es
nicht. Sch weif uur, dag ic) meinen Gewehrlauf um
drei Zoll in die Hdhe Hob. Mtein Saduf ging in’s
Blaue, er fam um eines Wthempzuges Lange verjpitet
Hinter den andern nad. Bon den Briganten her
fradhte zu gleider Zeit eine Salve. Oer Peter drau-
fen hat eine Eurze Wendung gemacht, {djnellt empor
und finft zufammen. ,Andres!* ruft neben mir eine
donnernde Stimme. Gch fdaue zurich. Mit hoch-
erhobenem Gabel ftitrz3t der Hauptmann auf mid) gu
mit cinem Blicf, den ich i meinem Leben nie wieder
vewgejfe. Sch verftand genau, was er fagen wollte.
»Borwirts! fdjrie ic) wiithend, wir: Hauen {te
gufammen! Und weiter ging’s in wildem Cau.”
Der Alte hielt erfchopft inne. Gr hatte mit einer
Leidenfdjajtlicjfeit gefprodjen, die man bei thm wobht
ahnen fonnte, die fic) aber im fpitern Sahren felten
in einem Wefen fund gab, felten wenigftens ohne eine
Mifchung von Vitterfeit und Gronie. Die Wirkung
davon war um fo gewaltiger bet feinen Zubsrern.