Activate Javascript or update your browser for the full Digital Library experience.
Previous Page
–
Next Page
OCR
see 126 exer
» Dariiber verging die Beit. Die Guli-Revolution
“ brad) ans und die ganze Hollencomodie. Die Mtegi-
menter wurden anjfgelst und wir Sdpweizer follten
wieder nad) Haus. Meir aber gefiel das durdjaus
nidjt; denn fo gleichgiiltig id) auch fehetnen wollte, fo
cin Luftiged wildes Leben id) fiihrte, am metuem Herzen
frap doc) der alte Wurm. - Gch fount? und fornte die
Lene nicht vergejjem und thre Untrene und ihre Falfd-
Heit! Sch wollte fie uinmmer wiederfehen. Dem Herr
vont Utaling wollte diejer Mitcfsug aud) nicht recht be-
Hagen, Zu Hanje war’s cine ftrenge Ordmung, and
der Herr Vater 30g die Ziigel ftraff an. Da unter-
Handelte er mit cient Freunde, der bei der Geftaltung
der Seweizer-Megimenter in Neapel mit zu jpreder
hatte, und trat dort als Hauptinamn cin. Ge) ging mit
ifur und wurde in Kurzent Feldwebel — und das will
was fagen” — febBte der Wlte Hing wmd fur fich mit
triumpbhirendent Ladelu iiber den grauen Sdjnurr-
bart.
,Seon manuder Soldat iff Unteroffizier und
Ojfizier geworden und maw hatte dod) feinen Feld-
webel aus ihut madjen founen; denn gu cinem Feld-
webel inup Cier cin gewidhster Burjdje fein, gut im
Kopf und tm Schreiber und Mednew wohlbewandert:
Und der Teufel jolt mic) Holen, wenn id) dagumal
nidjt cin Burjdje war, dev feinent Hauptmann Chre
madyte."
piber, Andres,“ frug der Schreiber grwijden hin-
cin, , wie if?'S dod) gefommen, dah} Shr bei alledem
Guer Lebtag blos Feldwebel geblieben 2?“
Das ift daher gefounnen,” erwiederte der Wlte,
veil id) meinen Hervn nidt verlaffen modjte.“
»Warunt iff aber Cuer Herr felber nie General
oder fo was geworden 2”
Sevt fos der Soldat cinen dunkeln Blick auf den
fiijuen Sdjreiber. , Ou verftehft das nicht, Schreiber,”
fagte cr. ,, Wenn du aber fo in cin Megiment hinein
fehen fdunteft, du witrdeft da zu Zeiten allerlei Mianke
~ und Tiicen wahrnehimen. So was hatte auch ein Mal
mein Here aufgefpiirt an feinem Oberften, wd wenn
ev fcjon cin Luftiger Ojfjizier war, von der cigentlichen
Dienftpflicht ijt ev nie unt ett Haarbreit abgewicher. °
Da hat er denn Hohern Orts die Miinke des Oberften
aufgededt; das ijt ihm aber iibel befontmen und der
Oberjt hats thin nie vergefjen. Uns freilid) war das
nidjt gerade unvedjt; denn fo blicben wir bei cinander.
Mupt wijjen, daB dte ganze Compagnie den Haupt-
mann anbetete. Ohm felber war's ant Ende ard)
egal, obwohl'S ifn gu Zeiten genug geiirgert. Gin
KopfHhauger wurde er darum uicht, im Gegentheil.
Wir gaben dem Oberjten viel zu fcajjen und haben
ifm manden Strid) durd) fetae Nechnungen gemacht.
Aber jest, Schreiber, will ic) dir rathen, deine Qunge
iim Barn 3 alten; denn jo Hab’ id) mir’s ausbe-
dungen, daB mid) Neiner was frage, du am allerwe-
nigiten.” .
»Lrosdem id) Feldwebel geworden," fubr der Alte
fort, ,machte td) mir dod) nod) viel in der Wokhnung
deS Hauptinanns gu fdjajfen: denn ich war fo fehy an
ihn gewihut, daB tc) meinte, gar nidjt leben gu fornen
ohne ifn.
Gr felber Hing aud) an mir. Worte zwar machten
wir nicht viele mit cinander, das war feine Wert nidt
und auch nicht die meine. Wher er 3cigte miv ein Bu-
traucn, das mich in die gehetmften Winkel feiner Seele
blicken Lie; und waren wir alleit, durjte id) fihn
mneine Meinung fagen, auch wenn fie dev feinern wider.
ftrebte. Bor Wndern freilid) war ev der Hauptmann
und id) der Feldwebcl. Gd) Habe das nte aufer Ueht
gelajjen.
yNadgerade war er auch gefetster und gelaffener
geworden und fiihrte ci requilireres Leber; ich eben-
falls. Du verzteheft den Mund, Thomas," unterbrad
fid) der Soldat, da er den Schiffer laidjelu fay. Ou
faunft das nicht begreifen, du, der mid) dazumal gefe-
hen; aber id) fage dir, c8 war cine zahine Beit. Sd
war cin friedlider Burfeye geworden im Vergleidy
mit dem, was id) vor und nachHer gewefen. Und dann,
weift du was, Thomas, ic) faud meine Freude an
dir... Ou hatteft auch da auffen im founigen Quartier
gewohut, fannteft Weg und Steg und alles, was mir
Lieb war und wupteft dod) nidjts von meiner fdlinimen
Sefchidhte.. Oas ftimmete mich mild und gut. Sch weik,
id) bin aud) mit dir im die Kirde gegangen, was id)
fonft nicht mehr befonders ftrenge trich. Wher freilid),
du Hielteft das Leben tim fdjinen Neapel nicht Lange
aus. So befdheiden und ruhig du fouft warft, — an
cinent Morgen Hick eS doch, dit feieft ausgerijjen und
auf und davon: das Heimwelh hatte dir feine Iube
mehr gelajjen. Das war cine bife Gejdichte, die viel
Mumor madjte. WLls maw dich aber nicjt wieder cine
fing, legte fid) der Virm. Wtan hatte did) bald ver-
gejjen. Nur id) vergap dich nicht; deun feltjamer
Weife hatteft du das Heimvel auf mich vererbt. Cs
pacte mich) in allen Gliedern, id) ward franf und fied)
und frjleppte mich herunt wie cin altes Weib. Cs war
grade Srithling, die Luft fo lau und mild, die Erde fo
herrlic, der Himmel fo blau, die Sonne fo ftrahlend.
Wenn id) nun AWhends am Neeere ftand wind. zu den
Sufelu hiniiber jchaute, wenn alles fo wundervoll
fdr ausjah, jo wie man’s gar nicht zu inalen, gar nicht
auszufpredjen vermag, da fam ein tiefes Wel itber
mich; denn dad Alles fohien mir fo unfagbar traurig.
An einent folder Whend war's, da der Hauptmann
mich pliglic) aus meinen tritbjeligen Gedanten auf-
fchitttelte. ,Audres, willft du deun abfolut die Wellen
des Meeeres zihlen?* frug er. Sd fuhr auf, dann
wintte cr mir, ihm in cine Sdhaluppe zu folgen, dte
cin Mtatrofe fiir ihiu bereit hielt.
Draufen haft du bejjere Gelegenheit, die Wellen
gu 3cihlen, als vom Vande aus, meinte er, idem er
fic) feiner Linge nad) anf den Boden des Schiffes
niederftredte. ,Gins mug id) dir aber fagen: feine
von alf diejen Wellen geht. nach der Heimath, — mv
du, Andres, folljt in vierzehn Tagen dort fein! Sa)
habe dag fitr dich ansgewirft; denn icy far did) nicht
mehr fo triibfelig umbherfcjleiden fehen.< Da ward
miv’s wunderlid) 3 Muthe, halb wohl, Halb web.