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esa 63
ft dieje Befhreibung nicht cin fares Bild von
der besaubernden Kraft des Mtammons, des Gottes
Diefer Welt? Was werden die Heiligen Zufdhauer
dort oben, die Engel, von den Neenfdjen denfen, wenn
fie fie in threm Laufer und Mennen nad) den Gittern
diefer Welt betradjten? Werden fie uidt glauben:
das find Lauter Narren da drunten? Was ift das
Setriebe der meiften Menfdjen, das Gage nad Geld
und Gut, — das Héiuferbauen und Héaufernieder-
reife, — das Mennew nac) Chre und Olid, nach
Lujftbarkeiten und Verguiiguagsplagen, — die Tanz-
und Mtaskenbiille anders als Tollheit, Verriictheit,
Starrheit!
Aapoleon 1. im Cheafer gu London.
&8 war im Sahre 1847, als fic) eines Whends das
St. Yames-Theater 3u London von unten bis oben
mit glinzenden Sternen der AUriftofratie und ver-
{diedener Hife fiillte. Gamunet und Seide, Ordens-
fterne und Diamanten verbreiteten ihren Glangz vom
Parterre bis in die Gallerien Hinanf, die Loge der
Konigin war anf a8 Brillantefte mit Gaze und Daz
majt behangen. G8 war einer jener feltenen Whende,
wo die Linigin hoher Gifte wegen “in state” als Voni-
git Srofbritanniens mit allent hiftorifdjen Pompe int
Theatererfdjien. Gie fakin voller Glorie der Majeftiit
neben Pring Wihert. Wuf ihrer andern Seite befand fich
der Herzog von Nemours, damals der Thronfolger
de8 Kinigs Louis Philipp von Frankreid. Unter den
iibrigen Anwefenden erfannte man das gu jener Zeit
gu London in fomijder Weife befannte Gefidt des
entthronten Herzogs von Braunfdweig, mit feinen
Diamanténdpfer am Rode und feiner Sdminte anf
den VBacen, damals Gigenthiimer und Hauptredafteur
dev deutfdjen , Londoner Zeitung.” Ghar gegenitber
Hatte der Graf von Montemolin, Pritendent des fpa-
nifden Thrones, Play genommen. Halb verhiillt
durd) die Vorhiinge der Celogen des erften Itanges,
wie durd) dic Schatten feines Schicjals, fa der cnt.
thronte Bruder, Dom Pedro’s von Portugal, Oom
Miguel.
Mander unter dent glangenden Theater-Publifum
mtadjte feine Gloffen itber den feltfamen Bujatl diejer
verjammelten Grofen. Und jest trat nod) dazu tin
Parquet dicht am Orehefter durd) cine Seitenthiir
Louis Napoleon Herein. Der Effect war inerfiviirdig.
Kaui hatte man fic) mit gefallenen und aufftreben-
den. Majeftiiten befdhijtigt, fo fteht der Held von
Stragburg und Boulogne auc) vor der Mugen der
Crftaunten. Gir Hshuifdhes Lachen wurde durd) alle
Riaume des Theaters deutlicdy vernommen und Lief
jelbft feine Spuren auf dem Gefidte ser Ksnigin von
Cugland juried. Die romantifdjen Verfuche Louis
Napoleons, dure) die er fid) in Strafourg und Bou-
logne als Qaijer von Franfreid) einjiihren wollte, fo
Wie feine Flrcht aus der Feftung Ham waren nod) i
Bu frifher Grinnerung, unt nicht ein Privilegiuar zum
Sixseseo
Lachen gu bieten. Louis Napoleon merfte fofort,
wobher diefe allgemeine Heiterfeit fomme, warf einen
falter, feften, finftern Blic in die finiglicje Loge Hine
auf, ging dann Langfamt und bedidtig im Parquet
weiter und febte fic) unter diefe Loge. Was dadhte
und fithlte er damals? fragt mar fic) wuwwillfiirlid).
Sm April 1855 war Napoleon wieder in Loudon,
aber nidjt mehr al8 der verhihute Whenteurer von
Strapburg und Boulogne, jondern als der mit Gubel
empfangene Raifer von Sranfreid). Statt feiner lebte
nun Rinig Louis Philipp mit Familie als Verbann-
ter in London, und die Kinigin von England enrpfing
den Kaifer der Franzofen anit dent gropten Pompe
ihres Hofes und begleitete denfelben, nadjdem fie im
Windforfaplofje vor ihn niedergekniet, um dew hic-
ften Ordew des Landes um fein Nute gu felingen, tr
Dajfelbe St. Games-Theater, wo er der frithern Plas
de$ Herz0g8 von Memours einnahin. Oa war es,
wo die niimliden Herrfdhaften, die ihn vor adjt Jahren
ausladjtent, taufend und mehr Thaler fiir einen Play
bezahlten, blog unt denjfelber Mean an feinem neuer
Plage zu fehen. Napoleon aber warf einen cigen-
thitmlichen Blice auf das Parquet Hinunter, und man
fragt fic) abermalS: twas dachte und fithlte er tw dte-
fem Wugenblicte ?
Die Orgel.
Der Gebrandh der Orgel reidjt bis in da8 hohe
Wlterthum hinauf; e8 lat fic) jedoc) nur in fehr ver-
einzelten Fallen ermittelu, 3 weldem Bwece fie ge-
dient Haben. Nach cinem Briefe des Hl. Hieromynmns
an Dardauns (wifden 330 und 340) gu urtheilen,
Haben fdjon die erften Chriften Orgel in ihren Bet-
Hinfern gehabt. Der Heilige fpridt vor dem fareten-
den Tone der chernen Pfeifer und befdjretbt dic aus
Glephantenhiuten verfertigten Blafebalge. Gm Vi.
Sahrhundert fiihrte Papft Vitalianns in cinigen sir-
den Orgeln ein und vor dicfer Zeit art haber fie ficl
immer mehr verbreitet. Der Vater Karls des Gro-
fen, Pipin der Kurze, fiihrte guerft cine Orgel in
feinem Reid cin. Gu Crgland fand die Orgel in
Kircher und CM ftern Verbreitung durd den h. Ounftan
(+988), welder cifrig an ihrer Verbejjerung arbeitete.
Die erfte Windorgel wurde von Marino Gamuto in
VBenedig ausgcfiiHrt und das erfte grofartige Orgel:
werk in Deutfdpland baute der Priefter Nicolaus Fa-
ber von 1359 bis 1361 fiir die Domfirde 3u Halber-
ftadt. Die Grife der Taften und ihr fdhwerer Gang
erforderte cine Behandlung mit Fauften, daher der
Ausdrn dic Orgel fjlagen.” Umi die Mitte des
XVI. Gahrounderts baute man Orgeln mit tleinen,
Leicht gehenden und durd) die Finger gu behandelnden
Taften. Dagegen behielten dic Bilge dic Befdhaffen-
Heit gewshutidher Sdmiedebalge, und gab es Orgelir
weldje deren 20 bis 30 gihlten. Qu nenerer Zeit
wurden and) int Orgelban zahlreide Verbefjerungen
ausgcfithrt.